Stuttgart/Berlin - Auch die Kulturszene steckt im Corona-Lockdown fest. Für die Rückkehr in Museen und Theater haben die Kulturminister der Länder ein Szenario erarbeitet. Aber Kunstministerin Bauer tritt zur Vorsicht schon mal auf die Bremse.
Trotz eines vorliegenden Ausstiegsszenarios für die Theater und Museen aus dem Corona-Lockdown mahnt die baden-württembergische Kulturministerin Theresia Bauer zur Geduld. «Wir reden nicht über Zeitpunkte», sagte die Grünen-Ministerin am Dienstag in Stuttgart. Es sei zunächst wichtig, die Inzidenz landesweit zu reduzieren. Danach würden Prioritäten gesetzt. Dabei werde es darum gehen, «verantwortlich, vorsichtig und auf Sicht fahrend Schritte der Öffnung» einzuleiten. «Und dann wird es wichtig sein, dass Kunst und Kultur nicht am Ende der Fahnenstange sind, sondern von Anfang an mitgedacht werden», sagte Bauer.
In einem gemeinsamen Papier hatten die Bundesländer zuvor einen drei Stufen umfassenden Plan «Kultur wieder ermöglichen» entworfen. In dem Papier skizzieren die Kulturministerinnen und -minister den Weg für die Kulturszene aus dem Corona-Lockdown, um «der grundrechtlich geschützten Kunstfreiheit gerecht zu werden».
Demnach sollen mit der Wiedereröffnung von Schulen und Kitas zunächst außerschulische Bildungsangebote der Kultureinrichtungen und der Musik- und Kunstschulen zugelassen werden. «Spätestens mit der Eröffnung des Einzelhandels» können dann Museen, Galerien, Gedenkstätten, Bibliotheken und vergleichbare Einrichtungen einen «Basisbetrieb» anbieten, heißt es in dem Ausstiegsszenario weiter. In einer dritten Stufe - gekoppelt an die Öffnung der Gastronomie - sollten Veranstaltungen in Theatern, Opernhäusern und Konzerthäusern, Kinos und ähnlichen Veranstaltungsräumen möglich gemacht werden.
Das Papier hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder bei den Kulturressorts für ein Eröffnungsszenario angefordert.
«Kunst und Kultur müssen sich eingliedern in das, was man verantworten kann an Öffnungsschritten», sagte Bauer. Sie müssten mit bedacht werden, «aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt». Das gelte auch für die aktuelle Debatte über die Öffnung von Kitas und Schulen. «Das ist etwas anders als die Öffnung der Theater als Orte der kulturellen Bildung. Deswegen meine ich, dass wir da ein bisschen Zeit reingeben sollten.»
Nach einem Ende der Einschränkungen fürchten Museen allerdings bereits mehr finanziellen Druck durch Einsparungen in öffentlichen Haushalten. «Wir brauchen eine grundsätzliche Diskussion nach dieser Krise, wie wir mit unserer Infrastruktur umgehen wollen», sagte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne, der dpa in Berlin. «Wir haben fette Jahre hinter uns mit sprudelnden Steuereinnahmen, in denen wir es versäumt haben, unsere Infrastruktur weiterzuentwickeln. Das ist kein Problem allein der Museen.»
Köhne, der auch Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe ist, erwartet bei der Aufarbeitung der Corona-Folgen mit den wirtschaftlichen Kosten neue Löcher in öffentlichen Budgets. Einige Städte hätten deshalb bereits ihre Kulturetats gekürzt. Kultur rangiere in den Haushalten aber immer deutlich unter einem Prozent. «Mit diesen geringen Mitteln lassen sich keine Haushalte retten. Aber wenn man die Kultur kürzt, tut es allen weh und so wird die Kultur letztlich Opfer einer Symbolpolitik.»
Ministerin Bauer teilt die Sorge nicht. «Ich höre das verstärkt», sagte sie. Konkrete Pläne kenne sie aber nicht und ergänzte: «Sollten Kommunen auf die Idee kommen, die Haushaltskonsolidierung auf Kosten der Kultur zu machen, dann werden sie mit der Kunstministerin und ihrer Staatssekretärin starke Akteure haben, die sich einmischen werden.»