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Kulturpolitik (10.9.)

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+++ Start für Potsdamer Theaterneubau - Haus wird in Kulturstandort +++ Bundesmittel für 70 Berliner Kulturprojekte +++ Vom Hauptstadtkulturfonds profitieren jährlich bis zu 200 Projekte +++

Start für Potsdamer Theaterneubau - Haus wird in Kulturstandort Schiffbauergasse integriert - 95 Millinen Euro Gesamtinvestion
Nach jahrelangen Diskussionen und Planungen ist am Dienstag in Potsdam der offizielle Start für den Neubau eines Theaters vollzogen worden. Im Beisein von Ministerpräsident und Ex-Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) wurde auf dem Gelände Schiffbauergasse zwischen Berliner Straße und Havel der erste Spatenstich gesetzt. Der Neubau des Hans-Otto-Theaters kostet mehr als 26 Millionen Euro, sagte ein Sprecher des Stadt. Das Theater wird integriert in den Kulturstandort Schiffbauergasse, der in den kommenden Jahren mit einem Aufwand von rund 95 Millionen Euro entwickelt werden soll. Dazu hatte die Stadt im Juni eine Sanierungssatzung verabschiedet.
Mit den Erschließungsarbeiten war bereits Anfang September begonnen worden. Das in DDR-Zeiten teilweise militärisch genutzte Gelände muss zunächst von Altlasten befreit werden. Im Frühjahr 2003 wird nach Angaben der Stadt mit dem Theaterneubau begonnen. Potsdam ist Bauherrin für das Projekt. Bis Ende 2005 soll das Theater fertig gestellt werden. Die Gestaltung erfolgt nach Plänen des Kölner Architekten Gottfried Böhm. Der Entwurf sei «beeindruckend in seiner expressiven Art», sagte der Sprecher. Das Dach des Theaters wird muschelförmig in Richtung Havel herausragen und das Gebäude zum Fluss hin öffnen. Rund 400 Plätze wird das Theater des Landeshauptstadt künftig bieten.
Das Hans-Otto-Theater kampiert seit Jahren in der so genannten Blechbüchse am Alten Markt. Die provisorische Spielstätte war aufgebaut worden, nachdem ein Ende der 80er Jahre begonnener Theaterneubau an der gleichen Stelle nach der Wende wieder abgerissen worden war. Auf dem Platz stand früher das Stadtschloss, das nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung als Neubau wieder errichtet werden soll.

Mit dem Neubau an der Schiffbauergasse erhalte Potsdam endlich eine Spielstätte für Schauspiel, Oper und Ballett, die einer Landeshauptsstadt würdig sei, betonte der Sprecher. Das Projekt war mehrfach wegen finanzieller Schwierigkeiten in Gefahr geraten. Nicht zuletzt hat die Pleite der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) das Theater in Frage gestellt. Die LEG sollte das Areal entwickeln. Jetzt hat die Stadt die Fäden selbst in die Hand genommen.

Auf dem insgesamt rund zwölf Hektar großen Gebiet werden in den kommenden Jahren auch die bestehenden, zum Teil historischen und denkmalgeschützten Gebäude saniert. Dort sollen die jetzt schon ansässigen freien Kulturträger wie der Waschhaus e.V. und fabrik e.V. weiter arbeiten. Zudem sind an der Schiffbauergasse weitere Firmenansiedlungen geplant. Ein Unternehmen, die Sales Division von Oracle, hat sich bereits für einen Sitz in der ehemaligen Koksseparation entschieden. Das Gebäude wird seit einigen Monaten umfassend saniert und ausgebaut.

Das Sanierungsprojekt Schiffbauergasse wird nach Angaben der Stadt vom Land unterstützt. Unter anderem werden Mittel aus der Städtebauförderung, dem kommunalen Kulturinvestitionsprogramm und dem Brachflächenprogramm bereitgestellt. Insgesamt ruht die Finanzierung auf drei Säulen: 42 Millionen Euro Fördermittel, 22 Millionen Euro aus dem Hauptstadtvertrag und 14 Millionen Euro aus dem Stadthaushalt.

Bundesmittel für 70 Berliner Kulturprojekte
Weitere Berliner Kunst- und Kulturprojekte erhalten Mittel aus dem Hauptstadtkulturfonds. Nach dem ersten Entscheidungsverfahren in diesem Jahr stehen 70 Projekte fest, die 2003 mit insgesamt 5,8 Millionen Euro unterstützt werden. Damit sei zehn Prozent mehr Anträgen zugestimmt worden als im Vorjahr, sagte die Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Adrienne Goehler, am Dienstag in Berlin.

Besonders erfreulich sei, dass etwa 20 Prozent der Antragsteller nicht deutscher Herkunft seien, die deutsche Hauptstadt aber als ihre Produktionsstätte gewählt hätten, betonte Goehler. Bei den im Frühsommer eingegangenen Bewerbungen seien spürbare Auseinandersetzungen mit politischen Themen, insbesondere mit der Globalisierung erkennbar gewesen. Ein Trend sei ebenso die Auseinandersetzung mit dem Islam.
So beschäftigt sich das Vitra Design Museum in der Ausstellung «Das Leben unter dem Halbmond» mit arabischen Wohnformen. Die Einrichtung erhält 130 000 Euro. Die Videoinszenierung der Künstlergemeinschaft A-clip setzt an den Standorten Berlin, Los Angeles und New York den Schwerpunkt innere Sicherheit. Fördermittel erhalten zudem das Stadtmuseum, die Deutsche Staatsoper Berlin, die Berliner Festspiele und die Bundeskunsthalle in Bonn, die gemeinsam mit dem Alten Museum in Berlin Meisterwerke chinesischer Kunst zeigen wird.

Vom Hauptstadtkulturfonds profitieren jährlich bis zu 200 Projekte
Rund 200 Projekte aus allen Sparten der Kultur profitieren in diesem Jahr vom Hauptstadtkulturfonds. Auf Grundlage des 1999 zwischen dem Bund und dem Land Berlin geschlossenen Hauptstadtkulturvertrages stellt der Bund jährlich 10,2 Millionen Euro zunächst bis 2004 für den Fonds bereit.

Mit den Mitteln können künstlerische Veranstaltungen oder Einzelaktionen, Einzelpersonen sowie Institutionen gefördert werden. Eine Jury entscheidet darüber, ob die Bewerber mit ihrem Projekt im Auswahlverfahren Erfolg haben. Kriterien sind dabei unter anderem eine künstlerische Relevanz für die Bundeshauptstadt und eine nationale oder internationale Ausstrahlung des Vorhabens. Bewertet wird auch, ob sich eine besonders innovative, und deshalb förderungswürdige Idee hinter dem Projekt verbirgt. Zweimal im Jahr entscheidet die Jury, aktuell wurden 70 von 188 Bewerbungen bewilligt.

Die Förderanträge werden nach dem Abgabetermin zunächst von einem Beirat begutachtet, dessen Mitglieder der Rat für die Künste in Berlin auswählt. Nach Empfehlungen dieses Gremiums schlägt der Kurator der «Gemeinsamen Kommission für den Hauptstadtkulturfonds» die zu fördernden Projekte vor. Dieser Kommission gehört wiederum der Kurator selbst sowie je zwei Vertreter des Bundes und des Landes Berlin an.
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