Berlin - Nach der verschobenen Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin wächst die Kritik an den Bauplanern. "Es war von Anfang an klar, dass die Sanierung hochriskant ist. Offenbar ist nicht sorgfältig geplant worden", sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Sabine Bangert. Es sei vor allem ärgerlich, dass der Senat die Informationen immer nur "scheibchenweise" bekannt geben würde.
"Alle Fakten müssen jetzt auf den Tisch", forderte sie. Ähnlich kritisch äußerten sich am Wochenende auch Intendant Jürgen Flimm und einige andere Politiker. Ursprünglich sollte die sanierte Oper am 3. Oktober 2014 eröffnet werden. Wegen eines überraschenden Fundes von Holzpfählen in 17 Meter Tiefe wurde der Termin am Freitag allerdings auf April 2015 verschoben. Nach Darstellung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bedarf es nach dem Fund einer weitgreifenden Neuplanung des Projekts. Ansonsten könnten das Eindringen von Grundwasser und die Absenkung von benachbarten Häusern drohen.
Die Grünen forderten vor diesem Hintergrund eine konkrete Kostenplanung. Angesichts der laufenden Haushaltsberatungen müsse der Senat möglichst schnell die zu erwartenden Mehrkosten im Parlament beziffern, sagte Bangert der Nachrichtenagentur dapd. "Millionenbeträge können wir schließlich im Haushalt nicht so einfach mal nachschießen."
Bislang betrugen die Gesamtkosten für das Sanierungsprojekt 239 Millionen Euro. Davon stellt der Bund 200 Millionen Euro, das Land trägt 39 Millionen Euro. Lüscher hatte am Freitag noch versichert, dass der Kostenrahmen trotz der Verzögerung nicht überschritten werde. An dieser Darstellung bestehen allerdings Zweifel. "Eines glaube ich nicht: dass es nicht zu Mehrkosten führt. Da bin ich misstrauisch", sagte die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Monika Grütters (CDU), der "Berliner Morgenpost" (Samstagausgabe).
Debatte über provisorischen Betrieb
Angesichts der neuen Situation zeigte sich der Intendant der Staatsoper missmutig. "Ich kann nur sagen, dass wir alle sehr, sehr enttäuscht sind", sagte Jürgen Flimm der "Berliner Morgenpost". Die Bauplaner hätten nun entscheidend an Glaubwürdigkeit verloren. Wegen des verschobenen Umzugs drohten der Oper Einnahmeverluste in Höhe von vier Millionen Euro. Bereits am Freitag hatte er deswegen angekündigt, die Verschiebung nicht akzeptieren zu wollen.
Im Interview schlug er am Wochenende die Möglichkeit einer "Teil-Bespielung" vor. Er forderte die Planer auf, darüber nachzudenken, ob einzelne Produktionen trotz unvollendeter Sanierungsarbeiten schon 2014 in dem Opernhaus aufgeführt werden könnten. "Die können ja auch tagsüber weiterbauen, wenn wir abends spielen", sagte er dem Blatt.
Die SPD räumt diesen Plan allerdings wenig Chancen ein. "Ich bin nicht für ein Provisorium", sagte die baupolitische Sprecherin der Sozialdemokraten, Iris Spranger, auf dapd-Anfrage. Sie bedauere die Verzögerung sehr, aber die Sanierung sei "hochempfindlich". "Deshalb ist es wichtig, dass alles ordentlich hergestellt wird", sagte sie. Bei der Staatsoper Unter den Linden handele es sich aber um ein Prestigeprojekt. Deshalb kündigte sie an, dass ihre Fraktion nach Möglichkeiten suchen werde, um das Projekt "zügiger" abzuschließen, als es derzeit terminiert sei.