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Offener Brief an Merkel für inhaftierte Künstler in der Türkei. Foto: Hufner
Theater und Orchester GmbH behält Führungsdoppel Müller/Bähr. Foto: Hufner
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Kunst, Kultur und Politik bieten dem Rechtspopulismus vereint Paroli

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Die Veranstaltungsreihe „Der etwas andere Dialog“ in der Stiftung Genshagen ging am Dienstagabend in die dritte Runde. In diesem Jahr stand das Thema Rechtspopulismus in Europa zur Debatte. Vier geladene Podiumsgäste aus Deutschland, Frankreich und Polen diskutierten aus den Perspektiven von Kultur und Politik.

Der Chefdramaturg am Schauspiel Dortmund, Michael Eickhoff warnte davor, dass aufgrund des Parteiproporzes AfD-Vertreter nun bald in den Aufsichtsräten der vom Bund geförderten Kultureinrichtungen sowie im Kulturausschuss des Bundestages sitzen und über die Verteilung von Fördergeldern mitreden. Er betonte die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Kunst, die es nun zu verteidigen gelte. Die Versuche der Einflussnahme auf die Kunst durch Rechtspopulisten seien eine „elementare Grundrechtsverletzung“. Kulturakteure müssen sich bekennen und machen sich dadurch angreifbar, für Eickhoff sei es jedoch ein „zivilisatorisches Projekt“, sich klar gegen rechtspopulistische Kräfte zu positionieren – ein Prozess, an dem sich auch der Kulturbereich beteiligen müsse. Es müsse sich „radikal an neue Stoffe und neue Formate“ gewagt werden, um einen Zugang zu den Menschen auf der Bühne zu schaffen. Gerade die Kunst solle mit Emotionen arbeiten und diese nicht der AfD überlassen.

Der Schriftsteller Michaël Ferrier beschrieb die starken rechtspopulistischen Gruppierungen, die es auch in Japan gebe, deren Methoden und Strukturen Ähnlichkeiten zu den europäischen Rechtspopulisten aufweisen. Dies zeige, dass man sich auch auf internationaler Ebene mit dem Thema Rechtspopulismus und Rassismus auseinandersetzen müsse. Er betonte die Notwendigkeit, sich gegen die Instrumentalisierung der Sprache durch Rechtspopulisten zu wehren. Es stehe für Ferrier in der Verantwortung eines jeden Künstlers, sich auf diesem Feld einzubringen und in seiner Kunst neue Geschichten zu erzählen, um den Reichtum der kulturellen Vielfalt zu zeigen.

Mekonnen Mesghena, Referent für Migration und Diversity bei der Heinrich-Böll Stiftung, verwies auf die große Kluft zwischen dem gesellschaftlichen Bild und der Machtverteilung, der Pluralismus müsse sich auch in den Machtstrukturen manifestieren. Rassismus sei nicht neu in Deutschland, aber „was wir im Moment erleben, ist die Institutionalisierung des Rechtspopulismus und Rechts-extremismus in den Ländern Europas“. Besonders besorgniserregend sei, dass die Positionen der Rechtspopulisten zum Maßstab für die Politik der anderen Parteien geworden seien. „Das verändert die politische Kultur und die Gesellschaft insgesamt, weil sie uns zunehmend den Diskurs diktieren“. Dennoch wolle Mesghena vor allem das Positive im Blick behalten, d.h. die 87% der Wählerinnen und Wähler, die nicht für die AfD bei der Bundestagswahl gestimmt haben.

Der Publizist MichaƂ Sutowski, berichtete vom nationalkonservativen Kultur- und Identitätsprojekt der PiS-Partei in Polen, welches stark moralisch überfrachtet sei. Sutowski zufolge sei „historischer Revisionismus ein sehr wichtiges Element des Kulturprojekts der PiS-Regierung“ und es reiche nicht, auf die Unabhängigkeit der Kunst zu beharren, es müsse unbedingt Aufgabe der Kunst sein, alternative Visionen anzubieten, die alle einbinden.

Im Anschluss an das Podiumsgespräch gab es eine Theateraufführung mit musikalischer Untermalung der französischen Compagnie La Tribouille. Die Texte stammen von jungen Migranten, die in besetzten Häusern in Frankreich leben und darauf warten, dass über ihr weiteres Schicksal entschieden wird. Eine zugehörige Fotoausstellung dokumentierte die künstlerische Arbeit mit den Migranten, über die der Darsteller Pierre Roba sagte „Wir wollen Kunst und keine Sozialarbeit machen“.

Kunst, Kultur und Politik müssen geeint auf internationaler Ebene dem Rechtspopulismus gegenübertreten und dürfen sich nicht von rechtem Gedankengut einnehmen lassen, so das Fazit des Abends. Mit neuen Themen und über künstlerische, kulturelle und politische Angebote und Partizipationsmöglichkeiten könne die Angst vor dem Fremden abgebaut werden.

 

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