Bochum/Basel - Nach der Absage der diesjährigen Ruhrtrienale wegen der Corona-Pandemie kritisiert der Regisseur Christoph Marthaler die fehlende Einbeziehung der Künstler in die Entscheidung. «Es ist wahrlich enttäuschend, dass die Kulturpolitik kein Zeichen zu setzen vermag, die Bewältigung zukünftiger Aufgaben Hand in Hand mit den Kunstschaffenden realisieren zu wollen», schreibt Marthaler in einem offenen Brief an die Kulturministerin von Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos).
In ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Kultur-Ruhr GmbH, die das Festival verantwortet, hatte Pfeiffer-Poensgen die einstimmige Entscheidung des Gremiums der vergangenen Woche unumgänglich genannt.
Der renommierte Musiktheater-Macher Marthaler stand in den vergangenen Spielzeiten als wichtige künstlerische Stimme an der Seite der Intendantin Stefanie Carp. Die Ruhrtriennale-Künstler hätten intensiv an Varianten der bisher geplanten Projekte gearbeitet. «Wo wäre ein zukunftsweisendes Ausweichmanöver denkbar gewesen, wenn nicht in den riesigen Industriehallen des Reviers», fragt Marthaler mit Blick auf geltende Abstandsregelungen. Jedoch sei das Engagement der Künstler negiert worden. Es sei ein Problem, wenn Politik und Verwaltung in Krisenzeiten allein agierten.
Das renommierte Musiktheater- und Kunstfestival sollte vom 14. August bis zum 20. September stattfinden. Die nun abgesagte Saison wäre die dritte und damit letzte Spielzeit unter der künstlerischen Leitung Carps gewesen. Sie hatte die Streichung des Festivals als verfrüht und voreilig kritisiert. Auf Carp folgt von 2021 bis 2023 die Schweizer Regisseurin Barbara Frey.