Berlin - Nach mehr als 30 Jahren im Musikgeschäft würde der Sänger Max Raabe (57) einige seiner Lieder nicht mehr so singen wie früher - aus politisch-gesellschaftlichen Gründen. Stücke, die er früher mit großer Lässigkeit vorgetragen habe, gingen heute so nicht mehr, sagte Raabe am Montagabend bei der dpa-Chefredaktionskonferenz in Berlin. «Da ist MeToo-Alarm in einigen Stücken», sagte Raabe.
«Die singen wir einfach gar nicht mehr.» Textzeilen wie «Ja und Nein, das kann dasselbe sein» könne man heute einfach nicht mehr aufführen. Obwohl er auch außerhalb Deutschlands bekannt ist und in Ländern wie Russland, USA und Japan auftritt, kann sich Raabe einen Beitrag zum Eurovision Song Contest nicht vorstellen. «Ich verfolge das mit Interesse», sagte Raabe. «Ich sehe, dass da gute Leute auftreten, und wenn die dann vorwärts kommen, freue ich mich. Aber ich muss da nicht selbst dabei sein.»
Raabe wurde mit einem Repertoire aus Schlagern der 1920er- und 30er-Jahre und eigenen Titeln im Stil dieser Zeit bekannt. Während seines Gesangsstudiums in Berlin hat er 1986 mit Freunden von der Musikhochschule das Palast Orchester gegründet, das sich in den Folgejahren von einem Geheimtipp zum international anerkannten Show-Event entwickelte. Seinen Durchbruch hatte der staatlich geprüfte Opernbariton 1992 mit dem Lied «Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich».
Sein jüngstes Album hat er in «Clärchens Ballhaus» in Berlin als «MTV Unplugged»-Konzert aufgezeichnet. Die Neuproduktion «Max Raabe & Palast Orchester MTV Unplugged» mit mehr als zwei Dutzend Songs ist im November erschienen.