Berlin/Frankfurt - Zwei Tage nach dem Eklat um die Ausladung regimekritischer chinesischer Autoren von einem Symposium steht die Frankfurter Buchmesse erneut in der Kritik. Die Menschenrechtsorganisation International Campaign for Tibet (ICT) warf der Frankfurter Buchmesse vor, friedliche Meinungsäußerungen unterbinden zu wollen.
Die Messeleitung wolle das Verteilen von Infomaterial über verfolgte Autoren in Tibet einschränken, um das Ehrengastland China nicht zu brüskieren, teilte die Organisation am Montag in Berlin mit. «Für uns kommt dies einer Zensur gleich», hieß es.
Die Organisation hatte eigenen Angaben zufolge das Verteilen von Flyern auf festgelegten Wegen, sogenannten Walking Acts, beantragt. Damit habe man auf eine Lesung des Schauspielers Hannes Jaenicke hinweisen wollen, der Texte tibetischer Autoren vortrage. Darüber hinaus sollte auch auf die Situation von Künstlern in Tibet hingewiesen werden.
Der Antrag sei von der Buchmesse abgelehnt worden, weil dadurch ein «hohes Gefahrenpotenzial durch sich aufstauende Menschen entstehen» könnte, teilte die ICT mit. Die Organisation bezeichnete dies als Vorwand, weil die Messeleitung befürchte, dass durch Menschenmengen eine «Diskussion zwischen Andersdenkenden» entstehen könne.
Die Organisatoren der Buchmesse wiesen die Vorwürfe zurück: Die Vermutung, die Messe nehme bei der Organisation auf China in irgendeiner Weise besondere Rücksicht, sei abwegig, sagte ein Sprecher. «Der freie Informationsfluss und die Freiheit von Meinung und Rede sind das höchste Gut der Frankfurter Buchmesse.»
Die Meinungsfreiheit finde auf der Messe jedoch eine Grenze, sagte der Sprecher. Die Sicherheit der insgesamt rund 300 000 Besucher müsse gewährleistet sein. Die Messeleitung werde die «Walking Acts» überall dort zulassen, «wo dem keine Sicherheitsbestimmungen entgegen stehen».