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#MeToo auf Österreichs «grünem Hügel» - Festspielchef lässt Amt ruhen. Foto: Hufner
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#MeToo auf Österreichs «grünem Hügel» - Festspielchef lässt Amt ruhen

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Erl - Unter dem Druck von Vorwürfen sexueller Übergriffe zieht sich der Leiter der Tiroler Festspiele in Erl, Gustav Kuhn, vorerst zurück. Kuhn lasse seine Funktion als künstlerischer Leiter der Festspiele bis zur vollständigen Klärung des Falls mit sofortiger Wirkung ruhen, teilte ein Sprecher der Festspiele am Dienstag mit. Er wolle damit weiteren Schaden von den Festspielen abwenden. Der Schritt sei kein Schuldeingeständnis.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Insgesamt werde die Behörde sechs Frauen zu deren Vorwürfen befragen, sagte ein Sprecher am Dienstag. Das Ergebnis der Ermittlungen werde wohl erst in einigen Wochen vorliegen.

Kuhn weise die von fünf Künstlerinnen in einem Offenen Brief geäußerten Vorwürfe weiterhin zurück, hieß es nach einer Sitzung des Stiftungsvorstandes in Wien. Der Vorstand habe die Entscheidung Kuhns begrüßt. Mit der interimistischen Leitung wurde sein bisheriger Stellvertreter Andreas Leisner betraut.

Zuletzt hatten frühere Musikerinnen des Festivals massive Vorwürfe gegen den 72-jährigen Festspielgründer erhoben. Die Frauen schrieben von «anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen», berichteten von «unerwünschten Küssen», dem «Griff zwischen die Beine», «ungehemmter Aggression» sowie «Mobbing, öffentlicher Bloßstellung, Demütigung und Schikane».

Die Tiroler #MeToo-Affäre schwelt schon seit Mitte Februar. Der Enthüllungsjournalist und Blogger Markus Wilhelm aus dem Ötztal hatte zunächst anonyme Klagen über angeblich unmenschliche Arbeitsbedingungen bei den Festspielen, «modernes Sklaventum», Lohndumping, «Probenterror» und sexuelle Übergriffe insbesondere seitens Kuhn veröffentlicht und sukzessive nachgelegt.

Dirigent Kuhn sowie Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner bestritten alle Vorwürfe vehement und verklagten Wilhelm, gegen den zeitweise bis zu zwölf Verfahren anhängig waren. Nach Angaben von Kuhns Anwalt wurde unterdessen über einen Vergleich verhandelt. Dann platzte der Offene Brief in die zu Ende gehende Festspielsaison, in dem die fünf Frauen - drei Sängerinnen und zwei Violinistinnen aus Deutschland, der Schweiz, Weißrussland und Albanien - erstmals mit vollem Namen und Unterschrift ihre Vorwürfe gegen Kuhn untermauerten.

Haselsteiner machte nach der Sitzung des dreiköpfigen Stiftungsvorstands klar, dass es hohe Hürden für eine Rückkehr von Kuhn gebe. Die Festspiele würden nun die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt anrufen. Dort sei Kuhn in der Pflicht. «Kuhn muss beweisen, dass er unschuldig ist», sagte der Industrielle (Strabag) der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Der Vertrag Kuhns laufe noch bis 2020. Haselsteiner bestätigte, dass die Festspiele in diesem Jahr ohnehin einen Nachfolger für die Zeit danach präsentieren wollen. Der Image-Schaden sei noch nicht allzu groß. Aber es sei Zeit für diesen Schritt gewesen. «Wir wollen keinen Machtmissbrauch und keine sexuelle Nötigung», stellte Haselsteiner klar.

Das Tiroler Passionsspieldorf Erl bei Kufstein am Inn gilt als Österreichs «grüner Hügel». Haselsteiner hatte mit großzügigen Zuwendungen den Bau des neuen, futuristischen Erler Festspielhauses ermöglicht.

Hier machte der Dirigent und Karajan-Schüler Kuhn, der als Generalmusikdirektor der Stadt Bonn einmal seinem Intendanten Jean-Claude Riber eine legendäre Ohrfeige verpasste, unter anderem Furore mit seinem «Ring»-Marathon. Innerhalb von nur 24 Stunden präsentierte er alle vier Teile von Richard Wagners gigantischem Musikepos «Der Ring des Nibelungen», wie immer in einer eigenen Inszenierung mit seinen Festspielensembles. Zum Abschluss der diesjährigen Festspielsaison leitete Kuhn erst am vergangenen Sonntag möglicherweise zum letzten Mal Wagners Oper «Götterdämmerung».

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