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Musikalische Bildung der Zukunft

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Strategische Allianzen – Gesellschaftliche Verpflichtung
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Thema des dritten und letzten Ausstellungstages der Klassik Komm. war die „Musikalische Bildung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert“. Die Zentralveranstaltung des Tages galt der „Aktion Musik“; aber auch in den kleineren Kongreßveranstaltungen ging es um Fragen der musikalischen Bildung. Vorgestellt und zum Teil kontrovers diskutiert wurden verschiedene Modelle der Kooperation, bereits bestehende und auch geplante. Die Zahl der Ausbildungstätten und Verbände, die ihre Türen öffnen und nach möglichen Partnern Ausschau halten, scheint zu wachsen. Auch solche Modelle, die die rein musikalische Ausbildung sprengen und die Idee einer gesellschaftlichen Verantwortung in die musikalische Bildung tragen, wurden vorgestellt. Großes Publikumsinteresse galt der Diskussion um das in Hamburg gestartete Pilotprojekt der „Verläßlichen Halbtagsschulen“, das eine Kooperation von Musikschule und Schulmusik mit sich brachte. Die Stundenerweiterung an allen Hamburger Grundschulen verlangt nach mehr Lehrern: um dem Bedarf nach Musikunterricht gerecht zu werden, wurden auch Musikschullehrer herangezogen. Diese verrichten einen Teil ihres Musikschuldeputats nun im Schulunterricht. Offenbar gab es hier Menschen. die die gegenwärtige Situation erkannt und nach kreativen Problemlösungsmöglichkeiten gesucht haben. Brisanz und Konfliktpotential, die dieses Projekt im Hamburger Raum hat, waren jedoch unverkennbar. Deutlich ging nicht nur aus der Diskussion auf dem Podium, sondern auch aus den Beiträgen aus dem Publikum die zwischenverbandliche Spannung hervor, die durch die Kooperation ausgelöst (oder verstärkt?) wurde. Das „Hamburger Modell“ sollte jedoch nur Ausgangspunkt sein für eine allgemeinere Diskussion zum Thema der Veranstaltung „Mehr Musik in der Schule - aber wie?“ Grundsatzüberlegungen, Vorteile, aber auch Ängste und Befürchtungen, die eine solche Kooperation mit sich bringt, fanden ihren Ausdruck: Ist ein Musikschullehrer aufgrund seiner Ausbildung überhaupt in der Lage, eine Schulklasse zu unterrichten, sich auf andere Gruppengrößen, Altersstufen und vor allem ein anderes Lernverhalten einzustellen? Wird der „billige“ BAT-Musikschullehrer künftig mehr und mehr den „teuren“ beamteten Musiklehrer ersetzen? Wird der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen in schleichender Form zum Wahlfach? Wird er womöglich zukünftig ganz und gar in die Musikschule ausgelagert und damit einzig und allein einer privilegierten Schicht vorbehalten bleiben? Wird die Kluft zwischen dem Schulmusiker als „Kreidelehrer“ und dem Musikschullehrer als Praktiker immer tiefer? Sorgen dieser Art verdienen es sicher, diskutiert zu werden – ein ergebnisloser Streit auf Verbandsebene, so wurde im Publikum festgestellt, werde allerdings lediglich dazu führen, daß sich die Politiker die Hände reiben: erledigen es doch nun andere für sie, sich die Köpfe einzuschlagen! Fazit: Wie überall sonst, wo es um gemeinsames Tun geht, gilt die grundsätzliche Regel: erfolgreiche Kooperation ist möglich, aber nur dort, wo auf allen Seiten Bereitschaft und Interesse besteht. Wie Zusammenarbeit und Öffnung vorbildlich verlaufen können, zeigten Referate am Nachmittag zum Thema „Kooperationen im kommunalen Musikleben“. Reinhard Froese berichtete hier von der erfolgreichen Umwandlung der Dortmunder Musikschule vom städtischen Institut zum Eigenbetrieb. Im Rahmen der Umstellung entstand das Stichwort von den „strategischen Allianzen“ und der offenen Musikschule. Über eine Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen hinaus darf sich die Musikschule der Kooperation mit Museen, Bibliotheken, Kirchen, aber auch mit örtlichen Sparkassen, dem Westfalenpark und einem großen Dortmunder Verlagshaus rühmen. Im Blickfeld stehen sowohl musikalisch vorgebildete als auch nicht vorgebildete Kinder. Beispielhaft wurde hier die Annäherung an soziale Brennpunkte der Stadt und an das Thema Ausländerkinder vor Augen geführt. Als Ergebnis entstand sogar noch ein Kinder-Musical.

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