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Musikalische Zeitläufe

Untertitel
Wilfried Krätzschmars „AGE. spectra sonantia temporibus” in Dresden
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Der Komponist Wilfried Krätzschmar, Rektor der Hochschule für Musik Dresden, hat ein sinfonisches Essay zum Festkonzert anlässlich des 175. Geburtstages der TU Dresden geschaffen. „Das Hochwasser, das auch unsere Hochschule stark betroffen hatte und über Monate meinen ganzen Einsatz forderte, brachte meine Zeitpläne für die Komposition zwar durcheinander“, erklärt Krätzschmar, „aber seit Mitte März sind die Mitglieder des Universitätsorchesters unter ihrem Chef Richard Hughey voll beim Proben.”

Kann man überhaupt ein Stück zu einem künstlerisch gesehen etwas abseitigen Ereignis wie ein Universitätsjubiläum komponieren? Was sollte denn da überhaupt anklingen? Noch dazu bei einer »technischen« Universität, die einerseits verbissen um das »T« in ihrem Kürzel ringt, andererseits aber mit berechtigtem Stolz die Volluniversität für sich reklamiert? Man kann – Krätzschmar kann. »Nach einigem Überlegen kam ich doch zu dem Schluss, dass eine platte, illustrative Vorgehensweise nicht angebracht wäre.«

Also keine Variationen von »gaudeamus igitur«, kein hochspannungshallengeprägtes Elektronikgeräusch, keine Versuche, »Technik« oder »Universität« illustrativ klanglich umzusetzen. Recht bald, so Krätzschmar, sei er auf die Grundidee, den Begriff »Zeit« im philosophischen Sinne, gekommen, also im Sinne auch von »Zeitenläufte«, »Zeitalter«, »Zeiträume«. »Ich will auf keinen Fall versuchen, das Wesen der TU Dresden, was auch immer das sei, musikalisch nachzugestalten«, erklärt der Komponist. Und so gelangte Krätzschmar, der an der Musikhochschule auch eine eigene kleine Klasse von Kompositionsstudenten hat, doch ziemlich schnell zu den drei Buchstaben a, g, e. „Age“, englisch, im Sinne von Zeitalter – ganz auch im Bewusstsein, dass da etwas gealtert und dadurch qualitativ immer besser geworden ist (wie ein guter Whisky?), dass sich in den Sublimierungen des Alterns Schichten von Erfahrungen, Epochen, Kämpfen und Erfolgen abgelagert haben. Aber »age« auch im Sinne einer Codierung, die manchen fast an die Kabbala erinnern könnte: Die Buchstaben stehen an der ersten, siebten und fünften Stelle des Alphabets, so dass sich »175« ergibt. Und schließlich spielen im Aufbau der Komposition auch die Töne a, g, e eine Schlüsselrolle.

In Aussicht gestellt sind ein hochwertiger Mitschnitt des Gesamtkonzertes vom 3. Mai und – vielleicht – eine daraus resultierende CD.

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