Köln - Ein Jahr nach dem Bühneneklat in der Kölner Philharmonie ist Cembalist Mahan Esfahani erneut dort zu Gast und hat vorsorglich mehr Respekt vom Publikum eingefordert. «Das Recht auf freies Spiel ist in der Demokratie dasselbe wie das Recht auf freie Meinung», sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Samstag) vor dem Auftritt am Mittwoch.
Der 1984 geborene Esfahani bezog sich auf den Eklat, der sich mit seinem Auftritt in der Philharmonie Ende Februar vergangenen Jahres verbindet: Damals hatte er in einem Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach auch das Stück «Piano Phase» des Minimal-Music-Pioniers Steve Reich aus den 60er Jahren gespielt. Proteste aus dem Publikum erzwangen den Abbruch der Nummer. Viele der 1800 Leute im Saal klatschten und lachten mittendrin oder riefen dazwischen. «Wovor haben Sie Angst?», fragte er das Publikum auf Englisch. Darauf erntete er Zurufe wie: «Sprich Deutsch!»
Der in Großbritannien lebende Cembalist beklagte, noch nie bei einem Konzert so gestört worden zu sein wie in Köln, zumindest nie «auf so eine lautstarke und fast gewalttätige Art». Am Aschermittwoch wird er wiederum Werke von Reich, darunter «Piano Phase», spielen. Diesmal werden allerdings Erläuterungen auf Deutsch den Vortrag begleiten. Etliche Abonnenten seien offensichtlich mit einem Anspruch in die Philharmonie gekommen, den einzulösen er nicht verpflichtet sei, sagte er. Vielmehr sei es das Publikum, das ihm den Respekt schulde.