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Musikland-Jahreskonferenz zeigt Perspektiven für geflüchtete Musiker. Foto: Hufner
Auswärtige Kulturpolitik: Kein Minister auf Regierungsbank - Bundestag unterbricht Sitzung. Foto: Hufner
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Nach Ruhrtriennale: Landtag verurteilt antiisraelische BDS-Kampagne [update: Carp sieht Ruhrtriennale als Erfolg]

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Düsseldorf - Wenige Wochen nach dem Eklat um die Einladung einer israelkritischen Band zur Ruhrtriennale verurteilt der nordrhein-westfälische Landtag fraktionsübergreifend die antiisraelische BDS-Kampagne. In einer gemeinsamen Resolution fordern CDU, FDP, SPD und Grüne die Einrichtungen des Landes auf, der BDS-Kampagne («Boycott, Divestment and Sanctions») keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen und keine ihrer Veranstaltungen zu unterstützen.

Über die Entschließung sollte am Donnerstag im Plenum abgestimmt werden. Darin verurteilen die Regierungs- und Oppositionsfraktionen den BDS-Aufruf zum Boykott von israelischen Waren, Unternehmen sowie von israelischen Wissenschaftlern oder Künstlern.

«Die BDS-Bewegung ist in ihren Methoden und Zielen nicht nur antiisraelisch, sondern klar antisemitisch», heißt es in der Resolution. Selbstverständlich müsse Kritik an israelischer Regierungspolitik in Deutschland erlaubt sein. Genauso dürften die berechtigten Anliegen der Palästinenser unterstützt werden. «Aber das Existenzrecht Israels gilt für uns uneingeschränkt.»

Hintergrund der Resolution ist die umstrittene Ruhrtriennale-Einladung der Band «Young Fathers», die die BDS-Kampagne unterstützt. Dadurch war die neue Intendantin des bundesweit renommierten Musik- und Theaterfestivals, Stefanie Carp, politisch unter Druck geraten. NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) hatte aus Protest den traditionellen Empfang des Ministerpräsidenten zum Auftakt der Ruhrtriennale und seine Teilnahme an der Premiere abgesagt.

[Update]:

Trotz heftiger Debatten: Intendantin sieht Ruhrtriennale als Erfolg

Mehr als 60 000 Besucher hat die Ruhrtriennale 2018 angelockt. Einer ließ sich nicht blicken: NRW-Ministerpräsident Laschet sagte wegen des umstrittenen Umgangs mit einer israelkritischen Band ab. Die Festival-Intendantin macht dennoch weiter.

Bochum (dpa) - Ungeachtet der Debatte um eine israelkritische Pop-Band sieht die Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp ihre erste Festivalsaison als großen Erfolg. Ein künstlerisch schönes und erfolgreiches Festival gehe zu Ende, sagte Carp am Mittwoch in Bochum kurz vor Abschluss des internationalen Kulturfestivals.

Vor dem Start ihrer ersten Spielzeit war die neue Intendantin des bundesweit renommierten Musik- und Theaterfestivals wegen ihres Umgang mit der schottischen Band «Young Fathers» politisch unter Druck geraten. Die Band steht der BDS-Bewegung nahe, die für einen Boykott Israels eintritt. Carp hatte die Musiker erst ein-, dann aus- und unter Verweis auf die Kunstfreiheit wieder eingeladen. NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) hatte aus Protest den traditionellen Empfang des Ministerpräsidenten zum Auftakt der Ruhrtriennale und seine Teilnahme an der Premiere abgesagt.

Anlass, ihre eigene Arbeit für die Ruhrtriennale in Zukunft in Frage zu stellen, sah Carp am Mittwoch auf Nachfrage nicht. Die politische Debatte zu dem Vorgang ist allerdings noch nicht abgeschlossen: Am Donnerstag will der NRW-Landtag fraktionsübergreifend eine Resolution verabschieden, die die BDS-Bewegung («Boycott, Divestment and Sanctions») als «klar antisemitisch» verurteilt. Das Land NRW ist Mitbegründer und wichtigster Geldgeber des prestigeträchtigen Festivals mit seinem Jahresetat von rund 15 Millionen Euro.

Insgesamt besuchten 2018 mehr als 60 000 Menschen das sechswöchige Festival mit seinen großen Musiktheater-Produktionen, Konzerten, Installationen und Diskussionsformaten. Bis kurz vor Festivalabschluss am Sonntag wurden 27 000 Tickets ausgegeben. Das entspreche einer Auslastung von etwa 80 Prozent. Die kostenlos zugänglichen Installationen und Veranstaltungen zogen insgesamt 35 000 Besucher zusätzlich an. Zu den viel beachteten Produktionen zählten etwa Christoph Marthalers «Universe, incomplete», die Eröffnungsproduktion «The Head and the Load» von William Kentridge sowie Mariano Pensottis «Diamante».

Unter den mehr als 30 Produktionen sei keine gewesen, die ästhetisch kalt geblieben sei, bilanzierte Carp. Alle hätten Leidenschaft und Haltung gezeigt. Unter dem Leitmotiv «Zwischenzeiten» hatte das Programm Schwerpunkte bei den Themen Flucht, Vertreibung und Migration gesetzt. Auch 2019 soll unter diesem Fokus wieder ein politisches Programm entstehen, kündigte Carp an.

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