Andechs - Paukenschlag bei den Carl Orff-Festspielen in Kloster Andechs: Das 1998 gegründete Festival mit Werken des berühmten Komponisten unter anderem der «Carmina Burana» wird im Streit mit der Carl Orff-Stiftung eingestellt. Der Grund dafür seien «schwerwiegende und nicht mehr zu überbrückende Differenzen» mit dem Rechtsnachfolger des Komponisten über die künstlerische Ausrichtung der Festspiele, teilten die Veranstalter mit.
Zuletzt stellte die Stiftung die finanzielle Unterstützung für das Festival ein. Sie war vor allem mit der Arbeit des künstlerischen Leiters Marcus Everding nicht einverstanden. Die Stiftung als Inhaberin der Urheberrechte des Komponisten habe auf einer weitgehenden Mitsprache bei der Inszenierung und Besetzung der aufgeführten Werke bestanden, hieß es weiter.
Es seien immer wieder rechtliche Konsequenzen erwogen worden, wenn es um die Inszenierungen Everdings ging. «Wir sind mit Blick auf die künstlerische Freiheit dezidiert anderer Meinung als die Stiftung», meinten die Veranstalter. Orff-Festspiele gegen den Willen der Stiftung seien aber rechtlich und finanziell nicht machbar. Das diesjährige Festival findet aber noch wie geplant vom 13. Juni bis 26. Juli statt.
Die Stiftung kündigte ohne Nennung eines Zeitpunkts eine Stellungnahme an. Der 1895 in München geborene und 1982 gestorbene Carl Orff ist in der Andechser Klosterkirche begraben.
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Die Carl-Orff-Stiftung hat ihre Kritik am künstlerischen Leiter Marcus Everding bekräftigt. Die Werke des Komponisten seien nicht aus der Partitur heraus inszeniert worden, «sondern unter Nichtbeachtung der musikalischen Vorgaben allein aus dem Libretto», teilte die Stiftung am Donnerstagabend in Dießen am Ammersee mit. «Die zahlreichen Änderungen an den Werken wurden in den Gesprächen zwischen Stiftung und Festspielleitung mehrmals thematisiert, jedoch stets ohne Folgen.»
Die Stiftung habe die künstlerische Freiheit immer respektiert, niemals Zensur ausgeübt und auch zu keinem Zeitpunkt mit juristischen Schritten gedroht.