Weimar - Thüringer Kultureinrichtungen trotzen der Wirtschaftskrise. Das Deutsche Nationaltheater (DNT) Weimar sowie das Erfurter Theater spüren zwar die Auswirkungen, blicken aber trotzdem optimistisch in die Zukunft. Die Klassik Stiftung Weimar rechnet im Bauhausjahr mit steigenden Besucherzahlen.
DNT-Geschäftsführer Thomas Schmidt sagte am Mittwoch, die Besucher achteten stärker auf die Eintrittspreise als vor der Wirtschaftskrise. «Unsere Gäste gehen vorsichtiger mit ihrem Geld um. Sie entscheiden sich häufiger für günstigere Preissegmente und nutzen spezielle Angebote und Abonnement-Karten.» Bei gleichbleibenden Besucherzahlen habe dies einen leichten Rückgang der Einnahmen zur Folge.
Schmidt rechnet mit weiteren Auswirkungen der Wirtschaftskrise, wenn sich die sinkenden Steuereinnahmen in den Städten bemerkbar machen. Die Finanzierung des Nationaltheaters sei zwar für die nächsten vier Jahre gesichert, dennoch wolle das DNT mit mehr Werbung der Krise trotzen. Mit Osterworkshops, dem Jugendtheaterclub sowie dem Tanzprojekt «Dances with Chance» für Jugendliche wolle das DNT junge Menschen den Wert des Theaters näher bringen, sagte Schmidt. Der Geschäftsführer sicherte zugleich die Fortführung der Ein-Euro-Eintrittskarten für «Hartz IV»- und Sozialhilfeempfänger zu.
Der Generalintendant des Erfurter Theaters, Guy Montavon, stellt ebenfalls eine leichte Zurückhaltung der Besucher fest. «Wir haben zwar keinen drastischen Besucherrückgang, aber man merkt, dass die Gäste jeden Euro umdrehen», sagte Montavon. Die Nachfrage nach tiefsinnigen Stücken wie Wagners «Parsifal» habe etwas nachgelassen. So müsse sich die Oper eventuell darauf einstellen, in Zukunft populärere Stücke wie etwa «My Fair Lady» ins Programm zu nehmen. Die Besucher würden sich außerdem spontaner für einen Theater- oder Opernbesuch entscheiden als noch vor einigen Monaten. Der Verkauf an der Abendkasse sei aus diesem Grund angestiegen.
Das Theaterhaus Jena sei bislang nicht von der Wirtschaftskrise betroffen, sagte Geschäftsführer Markus Heinzelmann. «Wir haben günstigere Eintrittspreise als das Nationaltheater und daher auch andere Besuchertypen, die durch die Krise nicht unmittelbar betroffen sind.» Die Wirtschaftskrise werde sich in Jena eher auf der Theaterbühne wiederfinden als in den Einnahmen, sagte Heinzelmann. So könnten die Besucher auf eine Einbindung des Themas im Eröffnungsstück der Kulturarena «Wilhelm Tell» sowie auf die neue Spielzeit gespannt sein, auf die die Krise einen künstlerischen Einfluss haben werde.
Im Bauhausjahr rechnet die Klassikstiftung Weimar nicht mit Verlusten durch die Wirtschaftskrise. «Wir haben 2008 einen Besucherrekord aufgestellt. Dieses Jahr erhoffen wir uns höhere Einnahmen durch die Ausstellung 'Das Bauhaus kommt'», sagte Sprecherin Saskia Hellin. Zum 90-jährigen Bestehen der Kunst- und Designschule Bauhaus seien außerdem zahlreiche Ausstellungen und Projekte geplant, mit denen die Stiftung der Krise trotzen wolle. «Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Einrichtungen wie Goethes Wohnhaus sind krisenfest und werden regelmäßig besucht», betonte Hellin.