Frankfurt/Main - Oper und Schauspiel in Frankfurt sollen einer Expertenkommission zufolge in zwei getrennten Gebäuden, aber in direkter Nachbarschaft zueinander neu gebaut werden. In einem Prüfbericht, der am Donnerstag vorgestellt wurde, waren drei Varianten verglichen worden.
1,27 bis 1,3 Milliarden Euro: So viel würde ein Neubau der Städtischen Bühnen in Frankfurt inzwischen kosten. Das geht aus dem Bericht einer Expertenkommission hervor, der am Donnerstag in Frankfurt vorgestellt wurde. Geprüft wurden drei Varianten, wo Oper und Schauspiel in der Innenstadt neu errichtet werden könnten. Alle würden etwa gleich teuer - rund 350 Millionen Euro teurer als bisher angenommen.
Die Stadt diskutiert seit rund 15 Jahren über die Zukunft der Städtischen Bühnen. Die gläserne Doppelanlage ist nicht zu retten, wie eine Studie schon 2017 ergeben hatte. 2020 beschloss der Magistrat den Abriss der Doppelanlage. 2021 eruierten Experten fünf verschiedene Vorschläge. Ein Neubau am Osthafen wurde verworfen.
Drei Varianten - allesamt in der Innenstadt - blieben in der engeren Auswahl. Diese wurden nun «vertieft» geprüft. Die meisten Vorteile hat dem neuen Prüfbericht zufolge die «Spiegelvariante». Dabei würde die Oper auf dem Grundstück der heutigen Doppelanlage neu gebaut. Das Schauspiel würde gegenüber - dort, wo heute das berühmte Euro-Zeichen steht - neu errichtet werden.
Der Leiter der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen, Mathias Hölzinger, erläuterte die Vorteile: Es müsste nur ein Interimsgebäude gebaut werden und nicht zwei. Oper und Schauspiel könnten weiter eng zusammenarbeiten. Zwischen den Gebäuden könne ein Park entstehen. Da beide Grundstücke der Stadt gehören, könne hier am schnellsten begonnen werden. Allerdings wäre ein Baubeginn frühestens 2027 möglich, weil erst ein Architekturwettbewerb ausgelobt werden muss.
Die beiden anderen Varianten kamen schlechter weg: In einer Variante bliebe das Schauspiel - neu gebaut - an seinem bisherigen Platz, die Oper entstünde an der Neuen Mainzer Straße. Dem Prüfbericht zufolge würde das deutlich länger dauern. In der anderen Variante würden beide Bühnen am heutigen Standort neu erreichtet. Dagegen spricht laut Prüfbericht, dass nicht alles dort Platz fände und zwei Interimsgebäude nötig wären.
«Nach 15 Jahren sind wir an einem dem Punkt angekommen, dass eine Entscheidung fallen kann», fasste Hölzinger zusammen. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hofft, dass die Stadtverordneten noch vor der Sommerpause entscheiden. «Wir können das marode Gebäude am Willy-Brandt-Platz nicht retten», sagte Hartwig. Das Projekt sei «ein Gewinn für die gesamte Innenstadt». Die Stadt habe lange genug diskutiert und geprüft. «Jede weitere Verzögerung kostet zusätzliches Geld. Wir müssen vorankommen. Das sind wir den Menschen schuldig.»
Offen ist die Frage, was von der Doppelanlage erhalten werden kann oder muss. Die gläserne Fassade und die goldenen Wolken im Foyer wurden 2020 unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung sei «spontan» gefallen, sagte Hartwig, erst jetzt habe man die Substanz genauer geprüft: «Das Ergebnis war ernüchternd». Hölzinger zufolge können vom Bestandsgebäude maximal zehn Prozent erhalten werden.