Der vom Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V. getragene „Wettbewerb für Auswahlorchester“ findet alle vier Jahre statt und richtet sich an vereinsübergreifende und überregionale Amateurensembles. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Amateurmusik zu fördern und eine Plattform des Austausches untereinander zu generieren.
Aus Anlass des diesjährigen Wettbewerbs am 12. November in Trossingen erläutert Projektbeirat Heiko Schulze in einem Gespräch mit der nmz, der Wettbewerb spreche ausdrücklich die Zielgruppe der Auswahlorchester an. „Auswahl“ bedeutet in diesem Fall, dass sich aus bestehenden Ensembles heraus einzelne engagierte Musikerinnen und Musiker überregional in einer Projektformation zusammenfinden. Insbesondere diesen Ensembles, die projektbezogen proben und arbeiten, fehlt es meist an einer geeigneten Wettbewerbsplattform. In Wettbewerben wie beispielsweise dem Deutschen Orchesterwettbewerb stellt oftmals Kontinuität und Regionalität der Formationen eine Zulassungsbedingung dar.
Die Amateurmusikszene leidet seit zwei Jahren unter den Konsequenzen der Corona-Pandemie. Laienensembles stehen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit vor Fragen der Planungssicherheit, des Leistungsniveaus und konkreten Probenkonzepten. „Ganz aktuell möchten wir ein motivierendes Ziel für die Probenwiederaufnahme der Ensembles schaffen“, so die Projektleiterin Theresa Demandt. Zurück zur Normalität mit Corona sei dabei das Stichwort. Dafür brauche es Konzepte, Unterstützung und ein vertrauensvolles Miteinander. Auch mit der Unterstützung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien konnte der Bundesmusikverband im Rahmen des Förderprogramms zur Erhaltung und Wiederbelebung der Amateurmusik in Pandemiezeiten „NEUSTART Amateurmusik“ ein entsprechendes Angebot an die Akteure formulieren.
Aufgrund der momentanen Bedingungen wurde der Bewerbungsschluss für den Auswahlorchesterwettbewerb bis 31. März 2022 verlängert. Mit dem Eingang zahlreicher Anmeldungen kann der Wettbewerb auch dieses Jahr wie geplant stattfinden. Der Projektbeirat betont, dass ein Neustart Zeit brauche, „dennoch ist es möglich, mit einer künstlerischen Aussage wieder an den Start zu gehen. Es geht darum, zu zeigen: wir sind noch da. Wir brauchen Möglichkeiten des Miteinanders, um uns zu präsentieren und um den kulturellen Ansatz in unserem gesellschaftlichen Miteinander zu verankern.“
Um die Genrevielfalt der deutschen Amateurorchester so gut wie möglich auch im Wettbewerbsformat abzubilden, können Teilnehmende in über einem Dutzend Kategorien von Akkordeonorchester bis Zupforchester antreten. „Da die Zielgruppen auch in unterschiedlichen Welten zuhause sind, haben wir versucht, mit den verschiedensten Partnern ein Angebot zu stricken, um hier eine Vielfalt anzusprechen. Es gibt auch Besetzungsformationen, die sich gar nicht so leicht in eine orchestrale Schublade stecken lassen. Für diese ist es wichtig, eine offene Kategorie anzubieten“, so Schulze.
In jeder Wettbewerbskategorie erhält das beste Ensemble, in Zusammenarbeit mit der GEMA-Stiftung, einen Sachpreis in Form einer professionellen Tonaufnahme oder Videoproduktion. Zudem teilt die jeweilige Fachjury die Hintergründe ihrer Bewertung in einem anschließenden persönlichen Beratungsgespräch mit allen Ensembles. Der Mehrwert der Teilnahme liegt laut Pressebericht des BMCO vor allem in der konstruktiven Kritik und in neuen Ideen aus der überregionalen Tätigkeit, mit der die Auswahlmusiker*innen auch in die kontinuierliche Probenarbeit zurückkehren. Ziel sei es, „Potentiale kooperativen Musizierens in die Breite der Musiklandschaft zu tragen“. Neben dem künstlerischen Kompetenzzuwachs spiele laut Projektbeirat auch der soziale Aspekt eines freundschaftlichen Miteinanders für die Musiker*innen eine tragende Rolle.
So liegt ein besonderes Augenmerk der Veranstalter auf der Kommunikation und dem gegenseitigen Wahrnehmen der Ensembles untereinander. Die teilnehmenden Instrumentalisten sind insofern herzlich dazu eingeladen, nicht nur bei den Präsentationen ihrer Mitstreiter, sondern auch bei denen anderer Kategorien im Zuschauerraum Platz zu nehmen und mitzuhören. „Wenn es gelingt, dass die Ensembles sich auch genreübergreifend hören, dann ist das ein wunderbares Format, das viel mit musikalischer Bildung zu tun hat“, so der Projektbeirat.
Bisher wechselnde Ausrichtungsorte beispielsweise in Bamberg (2010) oder Siegen (2014) hatten zwar für die deutschlandweit Teilnehmenden einen Vorteil der Erreichbarkeit, stellen aber einen erheblichen logistischen Aufwand dar – von Wettbewerbsräumen bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten für die mindestens zehnköpfigen Ensembles musste bisher alle vier Jahre neu geplant werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt Trossingen wird der Bundesmusikverband seinen Ausrichtungsstandort langfristig dorthin verlegen.