Die „Initiative Konzerte für Kinder“ ist ab Oktober mit einer eigenen Seite im Internet vertreten: www.konzerte-fuer-kinder.de (im Aufbau). Dort sollen grundsätzliche Informationen zum Thema ebenso gesammelt werden wie Neuigkeiten zu einzelnen Projekten und Veranstaltungen, die nicht zuletzt die Mitglieder des Netzwerks beisteuern sollen. Ein offenes Kommunikationsboard lädt zu Diskussion und Informationsaustausch ein, Mitglieder des Netzwerks werden außerdem über einen Newsletter auf dem Laufenden gehalten. Die nmz wird der Initiative von der November-Ausgabe an regelmäßig eine eigene Seite widmen. Informationen und Anmeldung zum Netzwerk außerdem direkt bei der
Das Konzertpublikum von morgen als ein heutiges ernst nehmen – so könnte das Motto lauten, wenn es darum geht, sich einer der zentralen kulturpolitischen Herausforderungen zu stellen. Dabei geht es nicht darum, Kinder qua Moderation und programmatischer Anbiederung (bald kommt wieder die Zeit musikalischer Schlittenfahrten!) für künftiges Stillsitzen in ritualisierten Drei-Punkte-Konzerten zu dressieren. Das Problem der Überalterung, das sich in Deutschlands Konzertsälen weitaus stärker manifestiert als anderswo, ist Symptom tiefer sitzender Defizite. Sie betreffen die musikalische Bildung ebenso wie den Bereich der Vermittlung, der in der professionellen Ausbildung ein Schattendasein fristet. Auch die Frage nach Qualität stellt sich unvermeidlich. Welches ist die Musik, die jüngeren Generationen nahe gebracht, für die deren Sinne dauerhaft geschärft werden sollte? Barbara Stiller stellt die Initiative der Jeunesses Musicales Deutschland vor, deren Leitung sie ab Oktober übernimmt: Laut Umfragen der musikpädagogischen Fachpresse bietet mittlerweile ein Großteil der deutschen Kulturorchester regelmäßig Konzerte, mitunter sogar ganze Konzertzyklen für konkrete Zielgruppen an. Das allgemeine Konzertwesen verfolgt seit geraumer Zeit einen neuen Trend zu konzipierten Programmen mit thematischer Schwerpunktsetzung. In zusätzlichen Einführungsveranstaltungen erfährt der Hörer Hintergrundinformationen über inhaltlich und musikgeschichtlich aufeinander abgestimmte Werke. Alle Bemühungen sind für ein breites Publikum gedacht und zielen darauf ab, den Konzertbesuch zu einem noch tieferen Erlebnis werden zu lassen, das nach Wiederholung verlangt. Diese Überlegungen zur Intensivierung des Musik-Hörens und -Begreifens gelten auch für den Bereich der Konzerte für Kinder und Jugendliche. Mitunter fallen diese sogenannten Gesprächskonzerte jedoch zu kopflastig aus und entsprechen kaum einer Musikvermittlung, die unter dramaturgischen Gesichtspunkten polyästhetisch angelegt sein sollte. Aus kultur- und gesellschaftspolitischer Sicht rennt die Zeit: Nur Konzerte, deren Inhalt und Ablauf das Kind spontan emotional treffen, können neue Perspektiven für eine lebendige Auseinandersetzung mit der Musikkultur aufzeigen. Eine kontinuierliche Förderung junger Hörergenerationen setzt ein neues künstlerisches wie musikpädagogisches Denken über innovative Konzeptionen, deren Vermittlungsformen sowie motivations- und bildungsästhetische Ansätze voraus. Wenn es gelingt, das vielschichtige Medium Musik in all seinen Sparten so zu präsentieren, dass sich das junge und unerfahrene Publikum sinnlich, emotional und mental positiv berührt fühlt, wird ein erhöhtes, heutzutage häufig vermisstes Konzentrationsvermögen frei, Papierflieger aus Programmheften bleiben aus. Nur durch eine Musikvermittlung, die an erster Stelle die Erschließung eigener kindlicher Gefühlsbereiche anstrebt, wird Kindern auch das tiefe Verstehen von Musik als kulturellem Gut möglich. Lieb gewordene Traditionen der deutschen Konzert-Landschaft sind für ein junges Publikum letztendlich nur zu retten, wenn sie unter neuen dramaturgischen Handlungs- und Gestaltungsprinzipien bestätigt werden können. Problem Neue Musik Dies gilt insbesondere für die Förderung der sogenannten Neuen Musik. Bittet man zeitgenössische Komponisten zu Aussagekraft und Wirkung ihrer Werke Stellung zu nehmen, so lehnen sie eine Antwort häufig mit dem Argument ab, die Musik spräche für sich und bedürfe keines weiteren Kommentars. Diese intellektuellen Ansprüche an ein Werk bedeuten in der Musikvermittlung für ein junges Publikum ohne Vor- und Hörerfahrungen eine deutliche Überforderung, auf die es nur mit hilflosem Abwehrverhalten reagieren kann. Gelingt es aber, Hörbeispiele Neuer Musik in eine ansprechende und Fantasie anregende Szenerie zu integrieren, so führen eine besonders intensive und faszinierende Freude am Zuhören, Lauschen und Zuschauen beim Kind zu künstlerischer Interessenbildung und dem häufig geäußerten Wunsch nach eigener musikalischer Aktivität. Andererseits spielt aber die Art der Musik dabei grundsätzlich keine Rolle. Ob Klassik, Jazz, Rock oder Pop, ob E- oder U-Musik, jede Stilrichtung kann es wert sein, aktiv vermittelt zu werden. Entscheidendes Kriterium sollte Qualität sein, worüber sich im Gegensatz zu Geschmack durchaus streiten lässt und worüber man in Zukunft vielleicht vermehrt streiten sollte. Mit unterschiedlichem Interesse verfolgen und analysieren verschiedene Kultur schaffende Institutionen seit geraumer Zeit die Situation des Konzertlebens in Deutschland. Die Säle werden leerer, das Publikum wirkt überaltert, die Anzahl der Abonnenten ist rückläufig, nach wie vor sind klassische „Best-of-Programme“ an der Tagesordnung, und im ohnehin raren Musikunterricht der allgemein bildenden Schulen sind Schulkonzerte und Konzertbesuche noch lange keine Selbstverständlichkeit. Als Dachverband, der seine Hauptaufgabe in der musikalischen Nachwuchs- und Breitenförderung sieht, reagierte die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) auf den bundesweit dringenden Handlungsbedarf und gründete im Februar 2000 die „Initiative Konzerte für Kinder“. Mittlerweile gehören diesem Netzwerk mehr als 220 Mitglieder aus Berufsorchestern, Musikschulen, Musikhochschulen, Universitäten, Jugendorchestern, sozio-kulturellen Zentren, Kulturämtern und anderen Institutionen an. Angesprochen sind alle Kultur schaffenden Organisationen und Bildungseinrichtungen, denen das Thema Musikvermittlung als neues und eigenständiges musikpädagogisches Handlungsfeld ein besonderes Anliegen ist. eigene Vermittlungsgesetze Konzerte für Kinder haben ihre eigenen Vermittlungsgesetze. Neben einer guten Stückauswahl ist die Art und Weise einer kindgemäßen und sprachlich fantasievollen Präsentation für ein gelungenes Konzert maßgeblich von Bedeutung. Die Bundesakademie Wolfenbüttel und die Musikhochschule Detmold werden in Kooperation mit der JMD eine Moderatorenfortbildung anbieten, die neben dem Training rhetorischer, stimm- und sprechtechnischer Fertigkeiten das eigene Erstellen pädagogisch-künstlerischer Konzert-Konzepte zum Inhalt haben wird. Als weiteren Leitfaden wird die JMD ein umfangreiches Praxishandbuch in Form einer erweiterbaren Lose-Blatt-Sammlung herausgeben. Vorbild ist dabei die Brundibár-Mappe, mit der es gelungen ist, dieses Projekt zu einem Selbstläufer zu machen. In einem sogenannten Einmaleins eines gelungenen Kinderkonzerts sollen zahlreiche Arbeitshilfen, Checklisten, Literatur- und Repertoiretipps erscheinen, die für die Erfolg versprechende Durchführung eines Konzerts unerlässlich sind. Neben verschiedenen „Good-practice-Modellen“ für unterschiedliche Zielgruppen, Konzertkategorien und Veranstaltungsformen werden auch Richtlinien zu organisatorischen, marketingstrategischen und finanziellen Fragen beschrieben sein. Je mehr Interessierte sich aktiv an der „Initiative Konzerte für Kinder“ beteiligen und das Netzwerk mit all seinen Kommunikationsmöglichkeiten als Ideenbörse und Forum für regelmäßige Diskussion nutzen, um so größer ist die Chance, mit innovativen Konzepten schon bald Einfluss auf unser Konzertwesen (übrigens nicht nur für Kinder) nehmen zu können. Barbara Stiller Netzwerk Konzerte für Kinder Die „Initiative Konzerte für Kinder“ ist ab Oktober mit einer eigenen Seite im Internet vertreten: www.konzerte-fuer-kinder.de (im Aufbau). Dort sollen grundsätzliche Informationen zum Thema ebenso gesammelt werden wie Neuigkeiten zu einzelnen Projekten und Veranstaltungen, die nicht zuletzt die Mitglieder des Netzwerks beisteuern sollen. Ein offenes Kommunikationsboard lädt zu Diskussion und Informationsaustausch ein, Mitglieder des Netzwerks werden außerdem über einen Newsletter auf dem Laufenden gehalten. Die nmz wird der Initiative von der November-Ausgabe an regelmäßig eine eigene Seite widmen. Informationen und Anmeldung zum Netzwerk außerdem direkt bei der Jeunesses Musicales Deutschland, Marktplatz 12, 97990 Weikersheim, Tel. 07934/99 36-0/-13/-14, Fax -40, E-Mail: weikersheim [at] JeunessesMusicales.de (weikersheim[at]JeunessesMusicales[dot]de)Hauptrubrik
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