Wiesbaden - «Kultur ist für alle da». Das betont Kunstministerin Dorn. Ein neuer Masterplan soll helfen, dieses Ziel zu erreichen. Eingeflossen sind auch Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie.
Kunst und Kultur sollen in Hessen für alle Menschen leichter zugänglich werden. Dies sei ein zentrales Anliegen des neuen Masterplans Kultur, sagte Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) am Dienstag in ihrer Regierungserklärung im Landtag in Wiesbaden. «Kultur ist für alle da.» Es dürfe keinen Unterschied machen, ob jemand auf dem Land oder in der Stadt lebe, jung oder alt sei oder wieviel Geld er zur Verfügung habe, erläuterte Dorn.
Kultur sei kein «Sahnehäubchen» für gute Zeiten. «Kultur ist das, was uns als Gesellschaft ausmacht. Ohne Kultur wäre keine Gesellschaft lebensfähig», sagte die Ministerin. Sie sei der Ort, an dem Menschen sich über Werte und Ideale, über Pläne und Ängste austauschten. Kunst und Kultur böten eine stabile Grundlage für das Zusammenleben, wenn sie frei und und für alle erreichbar seien, sagte Dorn. Nur so trügen sie dazu bei, dass wir uns als Gesellschaft reflektierten und die Demokratie lebendig bleibe. Es sei kein Zufall, dass Autokraten immer zuerst die Freiheit der Kunst angriffen.
Ein geplantes Institut für Kulturelle Bildung solle beispielsweise dazu beitragen, dass Schulen, freie Träger und die Wissenschaft enger zusammenarbeiten. Mit einem neuen Pool für Künstlerinnen und Künstler solle es Lehrern und Erziehern erleichtert werden, an der Schule oder im Kindergarten Kunst- und Kulturangebote zu entwickeln.
Der Masterplan Kultur sei die erste Kulturentwicklungsplanung eines Bundeslandes, «die dezidiert die Lehren aus der Corona-Pandemie und die aktuellen Fragen der Kulturpolitik bündelt», sagte Dorn. An dem Papier hätten sich zahlreiche Kulturschaffende, aber auch Kulturinteressierte beteiligt. Der Plan greife unter anderem auch die Frage auf, wie Kultureinrichtungen krisenfester werden könnten - beispielsweise über Kooperationen.
Als leuchtendes Beispiel nannte die Ministerin das Kulturzentrum Ajoki in Hanau. In Corona-Zeiten hätten Kultur, Gastronomie, Bildungsinitiativen und evangelische Kirche als Partner zusammengefunden.
Im Masterplan gehe es auch um die Repräsentation von Minderheiten und ihre Teilhabe, erläuterte Dorn. Museen und Gedenkstätten sollten ihre Inhalte digital so aufbereiten können, dass sie zum Beispiel auch von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen werden können. Das Land wolle Einrichtungen dabei unterstützen, Informationen in Leichter Sprache bereitzustellen, damit auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Deutschkenntnissen kulturelle Angebote wahrnehmen können, wie das Kunstministerium mitteilte.
Um Raubkunst besser aufzuarbeiten, die Verfolgten des NS-Regimes entzogen oder im kolonialen Kontext unrechtmäßig erworben wurde, wolle das Land die Provenienzberatung für staatliche und nichtstaatliche Museen mit zusätzlichem Geld stärken.
Der Dialog mit den Kulturschaffenden solle fortgesetzt werden, kündigte Dorn an. Dies könne beispielsweise in einem Kulturbeirat geschehen. Sie kündigte außerdem an, dass Hessen in wenigen Wochen eine neue Förderrichtlinie veröffentlichen wolle. Die finanzielle Unterstützung des Landes für die Kultur solle einfacher und unbürokratischer werden.
Damit weitere erste Vorhaben bald angegangen werden können, stelle das Land im Doppelhaushalt für die Jahre 2023 und 2024 zusätzlich 6,7 Millionen Euro bereit, sagte Dorn.
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion, Daniela Sommer, sagte, der Masterplan enthalte «viele positive Ansätze», aber auch «viel Prosa». Dass der Zugang zur Kultur allen offenstehen müsse, gleichgültig wieviel Geld sie haben und wo sie leben, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
«Der Plan enthält viel heiße Luft und wenig Substanz», sagte auch der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Stefan Naas. «Kulturpolitik braucht messbare Ziele». Er vermisse im Plan «Leuchtturmprojekte» wie Landesausstellungen und Sanierungen der in die Jahre gekommenen Staatstheater, sagte Naas. Die Vorsitzende der Linksfraktion, Elisabeth Kula, erklärte: «Der Masterplan Kultur forciert viel Gutes, scheitert aber am eigenen Anspruch.»
Am stärksten werde die soziale Frage vernachlässigt, sagte Kula. Es gebe kein Angebot an Menschen, die sich den Eintritt zu Museen, Konzerten und Theater nicht leisten könnten. Der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Frank Grobe, kritisierte, dass für die Erstellung des Masterplans private Beratungsgesellschaften beauftragt worden seien. Dies habe dem Steuerzahler hohe Kosten verursacht, erklärte er.