Berlin - Die Staatsoper Unter den Linden erhält einen neuen Zuschauersaal, behält aber ihre historische Paulick-Decke. Zur Verbesserung der Akustik solle es zwischen dieser Decke und dem dritten Rang künftig eine Nachhall-Galerie geben, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Montag in Berlin. Die Behörden hätten ihre Genehmigungen für die Entwürfe des Stuttgarter Architekten HG Merz erteilt.
«Wir sind im Zeitplan. Die sanierte Oper eröffnet am 3. Oktober 2013», sagte Lüscher. Baubeginn soll im September 2010 sein. Den Angaben zufolge liegen die Sanierungskosten bei 239 Millionen Euro. 200 Millionen Euro kommen vom Bund, den Rest bringen das Land und ein Förderverein auf. Neben einer Erneuerung der Bühnentechnik ist der Umbau des Intendantengebäudes, des Magazins und die Errichtung von neuen Probensälen vorgesehen. Die Gebäude werden mit einem unterirdischen Gang verbunden. Mit der Sanierung sollten zugleich sämtliche Ebenen im Haupthaus barrierefrei werden, sagte Lüscher.
Im Saal verbessert sich laut Lüscher das Platzangebot. Dafür fallen allerdings 60 bis 70 Parkett-Sitzplätze weg, die Sichtlinien des zweiten und dritten Ranges sollen optimiert werden. Einen grundsätzlichen Qualitätssprung gebe es bei der Akustik. «Die Saaldecke wird um vier Meter angehoben. Damit verbessert sich die natürliche Nachhallzeit auf 1,6 Sekunden», sagte Architekt Merz. Bislang liege dieser Wert unverstärkt bei 1,1 Sekunden. Insgesamt wachse das Raumvolumen von derzeit 6500 auf 9500 Kubikmeter. Es habe eine enge Zusammenarbeit mit Landeskonservator Jörn Haspel sowie Generalmusikdirektor Daniel Barenboim und dem künftigen Intendanten Jürgen Flimm gegeben.
Lüscher und Merz betonten, dass auch alle Saaleinbauten und das Äußere der Oper in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz erhalten bleiben. Es handele sich um eine Generalsanierung, die mit einer umfangreichen Schadstoffsanierung einhergehe. «Momentan ist das Haus schon etwas marode», sagte Merz. Die letzte Vorstellung im Haus Unter den Linden soll am 5. Juni 2010 über die Bühne gehen. Bereits ab 3. Oktober 2010 könne das Ensemble dann am bis dahin operngerecht umgebauten Schillertheater auftreten, sagte Lüscher.
Ein im Mai 2008 gekürter Siegerentwurf des Architekten Klaus Roth hatte einen modernen Saal vorgesehen. Das Modell stieß allerdings bei Traditionalisten auf Ablehnung, auch CDU und Linke übten scharfe Kritik. Im Sommer vergangenen Jahres verzichtete der Senat darum auf die Vergabe und schrieb die Sanierung neu aus.
Der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klaus-Peter von Lüdeke, nannte die Umbaupläne einen «faulen Kompromiss». Es fehlten wirkliche Verbesserungen für die Zuschauer. Allein der Siegerentwurf Roths hätte das erbringen können.
Nach Plänen des Bauhausschülers Richard Paulick (1903-1979) wurde die Staatsoper bis 1955 in Nachahmung des Rokoko wieder aufgebaut. Eine erste Sanierung dieses Hauses erfolgte Mitte der 80er Jahre durch die DDR-Regierung.
Das von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) entworfene ursprüngliche Opernhaus aus dem Jahr 1743 war im August 1843 abgebrannt. Der Nachfolgebau des Architekten Carl Ferdinand Langhans eröffnete im Herbst 1844, in den 1920 Jahren erfolgte der komplette Umbau des Bühnenhauses. Es wurde in den Anfangsjahren des Zweiten Weltkrieges zerstört. Nach raschem Wiederaufbau noch im Krieg fiel die Oper kurz darauf ein weiteres Mal den Bomben zum Opfer.