Zwei Jahre nach der Abberufung von Intendant Anton Nekovar will das seitdem interimsmäßig von Rechtsanwälten geleitete Theater Vorpommern mit einer neuen Führungsriege den eingeschlagenen Konsolidierungskurs fortsetzen. Neuer Intendant wird zum 1. August Dirk Löschner, der bislang das Stendaler "Theater der Altmark" leitete und von dort auch seinen Bruder Sascha als neuen Chefdramaturg mitbringen wird.
Der 45-Jährige sagte am Montag in Stralsund, das Team arbeite derzeit am neuen Spielplan, der im April vorgestellt werde. Das veränderte Konzept schließe die Wiederaufnahme der im Jahre 2010 weitgehend eingestellten Ostseefestspiele zum Sommer 2013 ein. Geplant seien wieder Open-Air-Veranstaltungen in Stralsund und Greifswald. Darüber hinaus führe man gegenwärtig Gespräche mit Partnern über Sommer-Aufführungen zum Beispiel auf Rügen.
285 Mitarbeiter starkes Ensembles bis 2017 gesichert
Die finanzielle Situation des Theaters sei angespannt, betonte Löschner. Allerdings sei mit den Gewerkschaften ein Haustarifvertrag abgeschlossen worden, der den Erhalt des 285 Mitarbeiter zählenden Ensemble für die nächsten fünf Jahre auch ohne steigende Zuschüsse durch Gesellschafter und Land sichere. Demnach sollen zum Theater künftig unter anderem 16 Schauspieler, 12 Balletttänzer, 10 Sänger, 23 Chormitglieder und 56 Orchestermusiker gehören.
Löschner ist gebürtiger Berliner. Er absolvierte ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" und an der National Superieur d'Art in Paris. Engagements als Schauspieler und Regisseur führten ihn unter anderem nach Potsdam, Berlin und Detmold.
Operndirektor wird Horst Otto Kupich, der seit 2003 die Opernsparte an den Landesbühnen Sachsen in Dresden und Radebeul leitete und dort unter anderem Aufführungen wie "Rigoletto", "Fideleo", "Hoffmanns Erzählungen" und "My Fair Lady" inszenierte. Während die Schauspielsparte vorerst ohne neuen Leiter bleibt, tritt der Chefdirigent am Theater Dessau, Golo Berg, die Nachfolge von Generalmusikdirektor Karl Prokopetz an. Berg war bereits 1989 mit 21 Jahren Chefdirigent am früheren Landestheater Mecklenburg.
Dörnen bleibt Ballettdirektor
Ballettdirektor bleibt Ralf Dörnen, der schon seit 1997 die Tanzsparte des Theaters leitet, 2006 seine erste Oper "Death in Venice" von Benjamin Britten inszenierte und vor drei Jahren für den deutschen Theaterpreis "Der Faust" nominiert wurde. Als Ausstattungsleiter soll Christopher Melching arbeiten, der wie Intendant Löschner zuletzt in Stendal tätig war.
Umbesetzt wird auch die Leitung des vor sechs Jahren in den Bühnenverbund aufgenommenen Theaters Putbus. Die ensemblelose Bühne auf der Insel Rügen wird künftig von Peter Gestwa verantwortet, der seit 2004 freiberuflich für Theater, Kulturämter, Stadthallen und Vereine tätig ist.
Im Mai 2010 hatten die Hansestädte Stralsund und Greifswald sowie der damalige Landkreis Rügen als Gesellschafter die Geschäftsführung des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Mehrspartentheaters beschlossen. Zuvor waren es in dem seit 2004 von Intendant Nekovar geleiteten Ensemble immer wieder zu personellen Querelen gekommen.