Lettland setzt 25 russische Unterhaltungskünstler auf schwarze Liste +++ Choreograf Gauthier: Kultur in Russland unterstützen +++ Dirigent Jurowski gegen Pauschalboykott russischer Künstler
Lettland setzt 25 russische Unterhaltungskünstler auf schwarze Liste
Riga (dpa) - Lettland hat 25 russische Personen aus dem Kultur- und Unterhaltungsbereich wegen ihrer Unterstützung des russischen Kriegs in der Ukraine auf eine schwarze Liste gesetzt. Sie dürfen auf unbestimmte Zeit nicht mehr in das baltische EU-Land einreisen, teilte das Außenministerium in Riga am Mittwoch mit.
Bei den betroffenen Personen handelt es sich um Vertreter des Show-Business, die am 18. März im Luschniki-Stadion in Moskau vor einer Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin aufgetreten waren. Das lettische Kulturministerium hatte deshalb dazu aufgerufen, die russischen Interpreten zu unerwünschten Personen zu erklären.
Dazu kommen weitere Kulturschaffende, die nach Angaben des Außenamts ihre Unterstützung für die russische Aggression gegen die Ukraine zum Ausdruck gebracht haben. Zu den bekanntesten Namen auf der Liste zählen der Oscar-prämierte Regisseur Nikita Michalkow und der für patriotische Songs bekannte Rockmusiker Nikolai Rastorgujew.
Choreograf Gauthier: Kultur in Russland unterstützen
Stuttgart (dpa) - Der Stuttgarter Choreograf und Kompaniechef Eric Gauthier hat sich bestürzt über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Kulturschaffende in Russland geäußert. Auch er werde zwar einen im Juni in Russland geplanten Auftritt mit seiner Kompanie Gauthier Dance absagen, sagte er am Mittwoch im Radiosender SWR1. Aber: «Du bist befreundet mit den Menschen da. Und die Kultur zu unterstützen ist ganz, ganz wichtig.» Wenn man anfange, russischen Tänzern keine Jobs mehr zu geben und nicht mehr auf Tournee nach Russland zu gehen, dann sei das schwierig. «Weil wir machen die Kultur kaputt in diesem Moment.» Seine Freunde aus der Tanzwelt in Russland, etwa am Bolschoi-Theater, seien keineswegs die besten Freunde von Regierungschef Wladimir Putin. «Die haben nichts zu tun mit ihm. Die wollen einfach Kultur machen.»
Dirigent Jurowski gegen Pauschalboykott russischer Künstler
München (dpa) - Der russische Dirigent Vladimir Jurowski verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine und warnt vor einem Pauschalboykott von Künstlern des Landes. Der skrupellose Krieg, den das totalitäre Regime unter Präsident Vladimir Putin gegen die souveräne Ukraine entfesselt habe, lasse sich in keiner Weise rechtfertigen, schrieb der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München am Mittwoch in einem offenen Brief, den den Angaben zufolge mehr als 100 Künstler unterzeichnet haben, etwa auch der Dirigent Sir Simon Rattle oder der Pianist Alexander Melnikov.
«Wir erheben unsere Stimmen ausdrücklich gegen die willkürliche Ausgrenzung russischer und belarussischer Personen allein aufgrund ihrer Nationalität», heißt es darin weiter. «Nicht alle Russen und Belarussen und schon gar nicht alle Kulturschaffenden dieser beiden Nationen unterstützen diese schreckliche Invasion.» Eine pauschale Verurteilung ohne direkte Beweise für ein Mitwirken sei ungerecht und einer Gesellschaft unwürdig, die sich um die Beseitigung aller Formen von Diskriminierung bemühe. Außerdem dienten solche Boykott-Maßnahmen dazu, gefährliche Propagandanarrative Putins zu nähren.
Jurowski führte die schwierige Lage russischer Künstler an. «Nicht jeder fühlt sich im Stande klar auszusagen, weil eine solche Aussage unter Umständen der Person selbst oder ihren Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen in Russland oder Belarus erheblichen Schaden zufügen könnte.» Viele fühlten sich wie Geiseln im eigenen Land. Vor dem Einmarsch in der Ukraine habe Putin jede Opposition zum Schweigen gebracht und die Bevölkerung einer Gehirnwäsche unterzogen.
Gleichzeitig befürwortete Jurowski Sanktionen und diplomatischen Druck gegen Russland. «Das Bombardieren und Angreifen von zivilen Objekten wie Krankenhäusern, Schulen, Theatern, Universitäten, Bibliotheken oder Kirchen sind Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die ausnahmslos und unmissverständlich verurteilt werden müssen», heißt es in dem Schreiben. Das Leid der von diesem Angriffskrieg Betroffenen sei unermesslich.