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Niveau statt Marktgeschrei

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Klassik Komm. in Hamburg
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Theo Geißler Niveau statt Marktgeschrei Klassik Komm. in Hamburg Für Überraschendes ist reichlich gesorgt: Musikkritik in der Kritik - Komponist Franz Hummel moderiert ein Gespräch zwischen Feuilleton-Journalisten über ihr berufliches Selbstverständnis. Tags zuvor denken GEMA-Chef Reinhold Kreile, Franz Xaver Ohnesorg von Köln Musik und unter anderem Wolfgang Rihm laut darüber nach, wie die zeitgenössische Musik aus dem Abseits geholt werden kann. Der Abschlußtag der Komm. ist dem Thema “Musikalische Bildung“ gewidmet. Diesen Schlußakkord, der zugleich Auftakt für die “Aktion Musik“ des Deutschen Musikrates ist, produzieren Musikverleger, Schallplattenmanager, Andreas Eckhardt (DMR) und Heiner Geißler (MdB), der auch über das Thema “Musikalische Bildung als Zukunftsressource des Standorts Deutschland“ referiert. Das sind nur drei von bald dreißig kompetent besetzten Foren an drei Tagen bei der diesjährigen Klassik Komm. Die Veranstaltung hat sich entwickelt. Vom flach glitzernden Showfenster der Majors vor vier Jahren in Köln zum kompetent besetzten runden Tisch der gesamten E-Musik-Szene. (Einige große CD-Firmen investieren allerdings ihre Selbstdarstellungs-Etats noch immer lieber in Kuschel-Events oder Helfgott-Knallbonbons.) Musikverlage und Musikverbände, Funkanstalten und Festivals, EMI, Sony und Dowani: 150 Aussteller werden ihre aktuelle Produktion präsentieren, oft etwas phantasievoller als messeüblich. Erfolgversprechend ist weniger die konventionelle Messe-Koje mit Sektkühler, Auftragsblock und Display. Direkte Ansprache, Aktion und Kreativität sind gefragt. Fürs richtige Publikum sorgt das attraktive Programm ringsum. Der Verband deutscher Musikschulen stellt die Preisträger seines neuen Medienpreises für gute Kinder- und Jugend-Musikproduktionen namens “Leopold“ vor. Hamburgs Rathaus gerät wenigstens für eine “Nacht der Klassik“ zum Kulturzentrum. Die Klassik-Bühne auf dem Messegelände bietet zum Beispiel Singer Pur, String Thing und ein Kinderkissenkonzert. Es tat der Klassik Komm. gut, daß sie sich für den unbequemen Weg entschied, durchaus willkommenen Kommerz mit sachdienlichen und kontroversen Inhalten zu flankieren. So entsteht ein Spannungsfeld, in dem die Produkte und Präsentationen an Glaubwürdigkeit gewinnen. Ein angemessenes Ambiente für die E-Musik, das sich wohltuend vom Marktgeschrei konventioneller Messen abhebt. Und eine Plattform für musikpolitische Interessenvertretung, die von den Medien kaum zu übersehen ist. Haben Sie das letzte Septemberwochenende im Terminkalender schon reserviert? Als Mitglied eines Musikverbandes erhalten Sie übrigens besonders günstige Eintrittskarten.

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