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Nötigung statt Verhandlung: Theater&Philharmonie Thüringen entzieht ver.di das Mandat

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Die Ankündigung von Lohnverzicht, Begrenzung der Ausgleichszahlungen und weiterem Personalabbau haben die Gewerkschaftsmitglieder der Theater&Philharmonie Thüringen Anfang Juni genötigt, ihrer Gewerkschaft ver.di das Mandat für neue Haustarifverhandlungen zu entziehen. Die Vertreter der künstlerischen Sparten nehmen jetzt Stellung dazu:

 

Gera/Altenburg 19.06.2012

Presseerklärung der Vertreter des künstlerischen Spartenrates des Theater und Philharmonie Thüringen
 
Die Entscheidung, der Gewerkschaft ver.di kein Mandat für die Haustarifverhandlungen zu erteilen, macht die existenzielle Bedrohung des Fünfspartentheaters offenkundiger denn je. Die Vertreter des künstlerischen Spartenrates geben hierzu folgende Stellungnahme ab:
 
Der Ausstieg kommt nicht überraschend. Tatsächlich waren die Sondierungsgespräche weniger ein Abstecken des Verhandlungsspielraumes als vielmehr eine Art von Nötigung.
Die Gewährung der in Aussicht gestellten Nachfinanzierung ist an mehrere nicht verhandelbare Vorbedingungen geknüpft worden: Neben dem erneuten steigenden Lohnverzicht und Begrenzung der Ausgleichsleistungen, gehört dazu auch ein weiterer Personalabbau bis 2016.
 
Blendet man einmal alle persönlichen Umstände aus, die sich für die Mitarbeiter ergeben würden und schaut nur auf das fusionierte Fünf-Spartentheater, entsteht folgendes Bild: Schon jetzt ist die Untergrenze der Personalstärke für die Aufgabenstellung des Theaters weit unterschritten. Die Arbeitsbedingungen hinter der Bühne sind der Anlass für die Betroffenen, deutliche Achtungszeichen zu setzen. Mit einem weiteren Personalabbau wird das Publikum, werden die Kinder und Schüler in unserer Region immer weniger Vorstellungen, weniger Schülerkonzerte und weniger unterrichtsbegleitende Vorstellungen erleben können. Zudem steht die Sicherung der gewünschten Qualität immer stärker in Frage. Kein anderes Theater in Thüringen führt mit so wenig Personal so viele Vorstellungen an 7 Spielstätten in zwei Städten auf.
 
Es ist der erklärte Wille aller politisch Verantwortlichen dieses beizubehalten. Doch selbst wenn der Haustarifvertrag zustande kommt, gibt es noch keine wirkliche Garantie seitens der Zuwendungsgeber, dass die Nachfinanzierung von den Kommunalparlamenten bestätigt wird

 

Seit der Fusion 1995 wurde der Etat des Theaters um mehr als 20 % gekürzt. Die Teuerung und die durch Haustarifverträge begrenzten Lohnsteigerungen wurden ausschließlich durch Einsparungen, Lohnverzicht und Personalabbau kompensiert, (während beispielsweise die Entscheidung, das Ballett zum Staatsballett zu erheben bisher mit keiner nennenswerten Finanzierungsveränderung einherging).
 
Es bleibt die drängende Frage nach Zukunft und Nachhaltigkeit. Spätestens im Jahr 2016 werden wir wieder vor demselben Problem stehen? Gegen diese Perspektivlosigkeit wenden sich alle Theatermitarbeiter und fordern Frau Ministerpräsidentin Lieberknecht, die Herren Minister Matschie und Voß auf, ihren uns gegebenen Worten Taten folgen zu lassen. Ändern Sie den Finanzierungsvertrag, welcher so voreilig geschlossen wurde! Ändern Sie den Finanzierungsschlüssel der Gesellschafter, sonst entstünde der Verdacht, der Lohnverzicht der Mitarbeiter finanziere Thüringen ein Staatsballett, da keiner der Träger wirklich Sparten abbauen wolle. Stoppen Sie den Exodus unseres einzigen Fünf-Spartentheaters in Thüringen.


Die Vertreter der künstlerischen Sparten:

 

Sabine Völkl
Ballett

Franziska Rauch
Oper

 

Torsten Margraf
Orchester

Heiko Senst
Schauspiel

 

Michael Riedel
Chor

Sabine Schramm
Puppentheater

 

 

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