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Offener Brief zur Lage des Theaters Hagen

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Es geht um die Zukunft des Theaters in Hagen, um gewachsene Kultur. Die ist in Hagen in Gefahr. Nun startet mit einem „Offenen Brief“ eine Initiative gegen den Abbau: „… liebe Hagener Bürgerinnen und Bürger, lasst euch nicht euer Theater wegsparen! Schreibt Leserbriefe, rennt den Verantwortlichen die Türen ein, bedenkt, dass Richard von Weizsäckers Worte von 1991 immer noch und mehr denn je gelten: ,Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert‘.“

Offener Brief zur Lage des Theaters Hagen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schulz, sehr geehrter Herr Kulturdezernent Huyeng, sehr geehrte designierte Kulturdezernentin Margarita Kaufmann, sehr geehrte Ratsmitglieder des Rates der Stadt Hagen, liebe Bürgerinnen und Bürger unserer Heimatstadt,

wir, die Unterzeichner*innen dieses Briefes, in Hagen geborene und aufgewachsene Theater- und Musikschaffende, beobachten mit größter Besorgnis und wachsender Empörung die derzeitigen Entwicklungen um das Theater Hagen.

Als Hagenerinnen und Hagener hat uns das Theater Hagen in unserer künstlerischen Entwicklung wesentlich geprägt. Zu Biografien wie unseren, die uns als junge Künstler bereits zu den Bayreuther Festspielen, an große europäische Opern- und Schauspielhäuser, zu preisgekrönten Film- und Fernsehrollen, zu einer Professur an der Kunstuniversität Graz und wichtigen Konzerten und Auszeichnungen in aller Welt gebracht haben, gehört als integraler Bestandteil und Treibstoff für die Initialzündung die Kulturszene unserer Heimatstadt, die nun in ihrem Kern, dem Theater, bedroht ist.

Schon seit Jahren ringen die dort Verantwortlichen darum, den realen oder behaupteten Einsparungsnotwendigkeiten Rechnung zu tragen und dennoch ein lebendiges, künstlerisch anspruchsvolles und gleichwohl bürgernahes Theater zu erhalten, wie wir es seit unserer Kindheit und Jugend kennen und als Grundnahrungsmittel für unsere künstlerische Entwicklung brauchten und genossen. Und sie tun alles, ein solches „Stadt-Theater“ im besten Sinne des Wortes in die Zukunft hinein zu gestalten.

Dass ungeachtet der bereits vielfach von der Theaterleitung, dem Theaterförderverein Hagen e.V., im Bürgerbrief „Wir fordern Kultur! – Der Ton macht die Musik“, von der Deutschen Orchestervereinigung und vielen anderen Akteuren vorgebrachten Fakten und Argumente dem Theater als Ensemble- und Repertoirebetrieb nun vollends die finanzielle Basis entzogen werden soll und die Intendant*innensuche offenbar kaum noch nach künstlerischen Kriterien erfolgt, sondern nach der Bereitschaft selbstmörderische Sparauflagen zu erfüllen, ist uns völlig unverständlich und macht uns fassungslos.

Darum schließen wir uns ausdrücklich der Position des Deutschen Bühnenvereins an, wie dieser sie in seiner unten zitierten Pressemeldung vom 1.4.2016 formuliert, und teilen die Einschätzung von Rolf Bolwin, Direktor und Vorstand des Bühnenvereins: „Was sich zurzeit in Hagen kulturpolitisch ereignet, ist haarsträubend und kurzsichtig“.

Liebe Verantwortliche in der Hagener Politik, lernen Sie aus den Fehlern Ihrer Kolleg*innen in anderen Städten! Nehmen Sie die angebotene Hilfe des Bühnenvereins an! Berauben Sie unsere Heimatstadt nicht ihres künstlerischen und kulturellen Rückgrats!

Liebe Hagener und aus Hagen stammende Kunst- und Kulturschaffende, wir sind ein kleiner Kreis, der sich spontan zusammengefunden hat, um schnell zu reagieren. Schließt euch uns an, meldet euch unter hagenretten [at] gmail.com (hagenretten[at]gmail[dot]com). Wir werden dann ggf. eine erweiterte Unterstützer*innenliste veröffentlichen und weitere Aktivitäten abstimmen. Auch Nicht-Hagener sind selbstverständlich willkommen.

Und liebe Hagener Bürgerinnen und Bürger, lasst euch nicht euer Theater wegsparen! Schreibt Leserbriefe, rennt den Verantwortlichen die Türen ein, bedenkt, dass Richard von Weizsäckers Worte von 1991 immer noch und mehr denn je gelten: „Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“

Mit freundlichen, herzlich mit unserer Heimatstadt verbundenen Grüßen, 

  • Jan Philipp Gloger, Berlin
    Opern- und Schauspielregisseur (u.a. Bayreuther Festspiele, Opernhaus Zürich, Nationale Opera Amsterdam, Schaubühne Berlin, Regie- und Publikumspreise)
  • Prof. Ulrich Walther, Graz
    Organist (Preisträger internationaler Wettbewerbe, weltweite Konzertreisen, diverse CD- und Rundfunkaufnahmen, Professor an der Kunstuniversität Graz)
  • Sabin Tambrea, Berlin
    Schauspieler (u.a. Berliner Ensemble, „Ludwig II.“, Bayerischer Filmpreis)
  • Christopher Peter, Mainz
    Stellv. Leiter Promotion Musiktheater und Konzert (Verlag Schott Music)
  • Pablo Held, Köln
    Jazzpianist und Komponist (WDR- und SWR-Jazzpreisträger, internationale Konzertreisen in verschiedenen Formationen, Dozent an der Musikhochschule Osnabrück)
  • Annette Walther, Düsseldorf
    Violinistin (Mitglied des international renommierten „Signum Quartett“, Dozentin für Violine an der Musikakademie Kassel)
  • Cornelia Walther, Frankfurt am Main
    Cellistin (u.a. Colosseum Theater Essen, Staatsorchester Darmstadt)
  • Sascha Kölzow, Wiesbaden
    Dramaturg (Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Mitveranstalter der Konferenz Konkret zur Rettung des Stadttheaters)
  • Patrick Hahn, Köln
    Künstlerischer Programmplaner (Gürzenich Orchester Köln)
  • Mareike Winter, Köln
    Leiterin Öffentlichkeitsarbeit (Ensemble Musikfabrik)
  • Bartholomäus Martin Kleppek, Dortmund
    Bühnen- und Kostümbildner (u.a. Schauspielhaus Bochum, Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Teatr im. Stefana Jaracza w Olsztynie, Allenstein, Polen)
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