Magdeburg/Halle - Der Orchestervorstand der Staatskapelle Halle hat Angaben von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) über die Personalkosten widersprochen. Die lägen pro Musiker bei rund 66 400 Euro im Jahr und nicht wie von Dorgerloh angegeben bei 80 200 Euro, erklärte der Vorstand am Freitag in einer Mitteilung.
Dorgerloh hatte sich am Vortag im Landtag auf Zahlen aus dem Orchester selbst berufen und erklärt, in Halle würden die Musiker deutlich höher bezahlt als in vergleichbaren Orchestern. «Mit seinen gezielten Falschangaben und seinen Angriffen auf die Staatskapelle offenbart sich Herr Dorgerloh ein weiteres Mal als oberster Kulturvernichter im Land», hieß es in der Mitteilung des Orchestervorstandes.
[update]: Pressemitteilung der DOV
DOV rügt Kultusminister Dorgerloh für Verbreitung falscher Zahlen
Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) weist mit aller Schärfe die Behauptung von Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) zurück, die Staatskapelle Halle sei zu teuer. Dieser hatte in der Landtagsdebatte um die Zukunft der Theater und Orchester am 14. November behauptet, die Hallenser Musiker würden bis zu 25 Prozent mehr als in Weimar oder Chemnitz kosten.
„Die Lohnkosten pro Musiker in Halle betragen ca. 66.000 Euro inklusive Arbeitgeberanteil, Weimar und Chemnitz liegen nur knapp darunter“ sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Dass ein Landesminister mit auf den ersten Blick unrichtigen Zahlen versucht, den Landtag von angeblich erforderlichen weiteren Einschnitten zu überzeugen, ist mehr als dreist. Die aktuellen Lohnkosten des Orchesters sind nichts anderes als das Ergebnis der 2006 vom Land selbst beschlossenen Fusion des Philharmonischen Staatsorchesters mit dem Orchester des Opernhauses Halle. Auch Herr Dorgerloh sollte wissen, dass Musiker auch in Chemnitz und Weimar – und nicht nur in Halle – seit Jahren nur noch mit Haustarifverträgen arbeiten müssen“, meint Mertens.
„Das Land hat sich 2006 schrittweise der alleinigen Verantwortung für das damalige Philharmonische Staatsorchester durch Fusion entzogen und will sich jetzt völlig aus dieser fortgeltenden historischen Verantwortung stehlen“, so Mertens weiter. „Von 152 Stellen in 2006 sind heute noch 136 besetzt, 2018 sollen es nur noch rund 100 sein. Diesen massiven Aderlass kann man durch keine blumigen Worte beschönigen; es ist schlicht die Amputation eines Orchesters“, sagt Mertens abschließend.