Die Bonner Beethovenhalle sollte zum 250. Geburtstag ihres Namenspatrons in neuem Glanz strahlen. Das klappt nicht. In Beethovens Geburtsstadt erklingt die Musik andernorts: in Oper, Redoute oder der Telekom Arena, wo sonst die Basketballer spielen.
Bonn - Das Desaster liegt hinter Bauzäunen, Gerüsten und Unkraut: Die Beethovenhalle, wo in der Bonner Republik Bundespräsidenten gewählt und der Bundespresseball gefeiert wurde, ist seit Jahren eine Baustelle. Und das bleibt auch erstmal so. Der denkmalgeschützte Nachkriegsbau sollte eigentlich Hauptspielort der Feiern zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven (1770-1827) werden. Doch vor 2022 wird das Gebäude, in dessen Untergrund in den 1950er Jahren sogar Erde vom Grab des Komponisten eingemauert wurde, nicht fertig. Zentrale Spielstätte der im Dezember beginnenden Feiern wird die Oper aus den 1960er Jahren.
In Sachen Beethovenhalle trat die Stadt die Flucht nach vorne an: Im schlimmsten Fall könnte die Sanierung 166 Millionen Euro kosten - rund 100 Millionen mehr als einst geplant, erklärte sie im Sommer. Dahinter stecken viele Probleme. Die 1959 eingeweihte Halle war auf einem Trümmergrundstück errichtet worden. Während der Sanierung wurden Hohlräume im Boden entdeckt, die zu sichern waren. Die Koordination auf der Baustelle klappt nicht: Termine wurden nicht eingehalten, Firmen konnten nicht arbeiten und kündigten, neue Ausschreibungen wurden nötig. Die Nachbarstadt Köln hat ähnliche Probleme bei der Sanierung ihrer Bühnen.
Dirk Kaftan, der Chef des Beethoven Orchesters Bonn, und die rund 100 Musiker haben so auf absehbare Zeit kein eigenes Haus. Auch wenn die Situation nicht einfach ist, machen sie das Beste daraus. Sie geben Konzerte auf einem Indoor-Campingplatz, in dem historischen Ballhaus Redoute, bei der Telekom oder im einstigen Kanzlerbungalow. «Das Publikum zieht mit an den unterschiedlichen Orten, auch wenn es akustisch nicht optimal ist», sagt Kaftan, der mit seiner frischen Art viele Fans gewonnen hat. Seine erste Konzertsaison endete mit nahezu verdoppelten Besucherzahlen.
Mit Blick auf die Beethoven-Festivitäten geht es dem Dirigenten darum, «Musik als relevante Kraft in der Gesellschaft zu spüren, losgelöst von repräsentativen Attitüden». Das Orchester hat sein Büro am Bauplatz der Halle und diese ständig vor Augen. «Man darf seinen Humor nicht verlieren», sagt Kaftan.
Man habe sich früh genug darauf einstellen können, dass die städtische Konzerthalle nicht zur Verfügung stehe, betont der Künstlerische Geschäftsführer der Jubiläumsgesellschaft, Malte Boecker. Außer der Oper werden auch andere Orte bespielt wie der Kammermusiksaal im Beethoven-Haus und die Telekom Arena, wo die Basketballer spielen.
Mit dem gewölbten Dach und den flachen Anbauten wirkt die Beethovenhalle eher sperrig. Ursula Schirmer, Sprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, sieht den Bau des Architekten Siegfried Wolske aber als «wunderbares Beispiel für Wiedererstarken der bürgerlichen Kultur in der jungen Bundesrepublik». Die Stiftung gibt mehr als vier Millionen Euro zur Renovierung der «Perle der 50er Jahre». Demnächst soll das Kupferdach eingedeckt werden.
Die Mehrzweckhalle war einer der ersten repräsentativen Bauten für die junge Bundeshauptstadt Bonn. Den Grundstein legte der damalige Bundespräsident Theodor Heuss. Am Tag des offenen Denkmals am 8. September kann die Beethovenhalle zumindest in Teilen besichtigt und das Planungsteam befragt werden. Auf den Tag genau 60 Jahre zuvor wurde sie feierlich eröffnet.