Berlin - Nach #MeToo-Vorwürfen an der Berliner Volksbühne fordert eine Petition den Rücktritt oder die Entlassung des Intendanten Klaus Dörr. «Wir sehen den Berliner Kultursenat in der Pflicht, die Beschwerde und Erfahrungen der betroffenen Frauen ernst zu nehmen», heißt es in dem am Montag aufgesetzten Text.
«Wir glauben den betroffenen Frauen und stellen ihre Aussagen nicht in Frage.» Zu den Erstunterzeichnern gehören neben einigen Organisationen etwa aus dem Theaterbereich vor allem Dramaturginnen, Autorinnen, Regisseurinnen und Schauspielerinnen.
Die Senatsverwaltung für Kultur geht Vorwürfen gegen Dörr nach. Einem Bericht der «Tageszeitung» («taz») zufolge haben sich mehrere Frauen über ihn beschwert. Eine Sprecherin des Theaters teilte mit, Dörr verwahre sich nachdrücklich gegen die Vorwürfe und werde auf anwaltlichen Rat zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich keine Stellung nehmen. Die «taz» nannte verschiedene Verfehlungen gegenüber Frauen, die Senatsverwaltung sprach von konkreten Vorwürfen, die vorlägen - nannte aber keine Details.
Die Berliner Volksbühne zählt zu den wichtigsten Theatern des Landes. Dörr hatte die Leitung vor drei Jahren nach Querelen um seinen Vorgänger als Interimslösung übernommen. Im Sommer kommt der Regisseur René Pollesch als neuer Leiter des Hauses.
Das Schlagwort #MeToo («ich auch») entstand im Zuge des Skandals um Hollywood-Mogul Harvey Weinstein, dem schwere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe und Machtmissbrauchs gemacht wurden. Inzwischen ist er in den USA zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
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Berliner Volksbühne: Intendant Klaus Dörr beendet Tätigkeit
Berlin (dpa) - Nach Vorwürfen von mehreren Frauen gibt der Intendant der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr, seinen Posten ab. Er werde seine Tätigkeit zum Dienstag (16. März) beenden, hieß es in einer Erklärung, die das Theater am Montag verschickte. Darauf habe er sich mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) geeinigt. Die Senatskulturverwaltung bestätigte die Angaben.
Für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe übernehme er die komplette Verantwortung, wurde Dörr in der Mitteilung des Theaters zitiert. «Ich bedaure zutiefst, wenn ich Mitarbeiter:innen mit meinem Verhalten, mit Worten oder Blicken verletzt habe.»
Laut einem Bericht der «taz» vom Wochenende hatten sich mehrere Frauen über Dörrs Verhalten beschwert. Sie hatten sich demnach an die Vertrauensstelle Themis gewandt, die nach dem #MeToo-Skandal in Deutschland eingerichtet worden war.
Ein Schreiben der Beratungsstelle ging demnach an Lederer. Mitarbeiter hätten «von Vorfällen des Machtmissbrauchs, des Mobbings, verbaler Gewalt und sexueller Belästigung berichtet», sagte Lederer am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Ein Gespräch mit den betroffenen Frauen habe am 21. Januar stattgefunden. Ein Gespräch mit Dörr von Anfang März werde noch ausgewertet.
«Wir haben noch ein paar Schritte vor uns», sagte Lederer. Es seien nicht nur konkrete Vorwürfe zu klären, sondern es müsse auch mit Personalrat und Frauenbeauftragter über «die strukturelle Dimension im Haus» gesprochen werden. Dörr hatte am Wochenende vom Theater mitteilen lassen, er verwahre sich gegen die Vorwürfe.
Die Berliner Volksbühne gehört zu den bekanntesten Theatern des Landes. Das Theater am Rosa-Luxemburg-Platz hat in den vergangenen Jahren mehrfach Schlagzeilen gemacht. Es stand lange unter der Leitung von Frank Castorf. Als nach ihm der belgische Kurator Chris Dercon übernehmen sollte, gab es Proteste in der Kulturszene. Vorübergehend wurde das Haus auch besetzt.
Nachdem Dercon seinen Posten vor drei Jahren aufgab, übernahm Dörr die Leitung. Er sollte das Haus vorübergehend führen. In diesem Jahr war nun ohnehin ein Wechsel geplant - dann soll wie vorgesehen der Theaterregisseur René Pollesch übernehmen.
Dörr teilte am Montag in der Erklärung des Theaters mit, er bedaure, dass ihm nicht gelungen sei, ein offenes und diskriminierungssensibles Klima zu schaffen, das Probleme rechtzeitig erkenne und es Mitarbeitern ermögliche, sich vertraulich mit Fragen, Beschwerden und Kritik an die notwendigen und vorhandenen Stellen in der Volksbühne zu wenden.
Lederer ermutigte Menschen, sich - «wenn solche Vorwürfe im Raum sind» - an die zuständigen Stellen zu wenden. Unter dem Schlagwort #MeToo läuft seit mehreren Jahren eine Debatte über Missbrauch, Machtverhältnisse und Sexismus. In Deutschland gibt es seit 2018 die Vertrauensstelle Themis. Dort können Menschen aus Film und Fernsehen, aus Theatern und Orchestern Beratung suchen.