Berlin - Mit Millionen von Kunstschätzen gehört die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu den international führenden Kulturinstitutionen. Doch steht sich die Stiftung mitunter selbst im Weg. Das soll sich ändern.
Autonome Museen, mehr Geld, ein neuer Name - die von Bund und Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz soll nach dem Willen der Verantwortlichen als Deutschlands größte Kulturinstitution auch international mehr Bedeutung bekommen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth verspricht sich von der geplanten Reform auch mehr globalen Glanz. «Wenn man in einer Reihe mit dem Louvre, dem British Museum oder der Smithonian Institution spielen will - und das wollen wir - dann muss es auch da in diese Richtung gehen», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Zur Stiftung mit rund 2000 Mitarbeitern gehören neben Staatsbibliothek und anderen Institutionen auch die Staatlichen Museen in Berlin mit 15 Sammlungen und 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten. Die 1957 gegründete Stiftung gilt als zu behäbig, ihre Museen international nicht auf der Höhe ihrer Möglichkeiten.
«Es gab einen großen Wunsch nach einer starken Autonomie der Häuser. Dieses sehr hierarchische Modell hat kreative Freiräume eher eingeschränkt», sagte Roth. «Jetzt gibt es auf der einen Seite ein sehr klares Votum, dass es ein Verbund bleiben soll, also ein Haus mit einem großen Dach, aber in dem tatsächlich die Räume sehr frei zu gestalten sind.» Die einzelnen Häuser müssten ihre Autonomie umsetzen. «Das ist zunächst einmal keine Frage des Geldes.»
Roth möchte den Verbund auch umbenennen. «Beim Namen Stiftung Preußischer Kulturbesitz denken auch gut informierte Leute an Schlösser und die Gärten und nicht an Beuys oder Warhol oder andere große Kunst, die mit dem Namen wirklich gar nichts zu tun hat», sagte sie. «Es geht ja auch darum, national und international die Attraktivität auch über den Namen schon mal deutlich zu machen.»
Durch die Reform wird mehr Finanzierungsbedarf erwartet. Die Länderanteile sind seit 1996 gedeckelt. Alle Länder zusammen tragen rund 15 Prozent des Budgets, etwa 8 Prozent davon Berlin als Sitzland. Der Bund zahlt rund 85 Prozent. Ohne die Länder müsste der Bund nach Berechnungen etwa 50 Millionen Euro zusätzlich aufbringen.
Roth verwies auf neue Schwerpunkte der Stiftung, die «föderale Programme machen soll und gemeinsam mit Landeseinrichtungen Best Practices etablieren soll. Wenn das gelingt, dann kann man sicher mit den Ländern auch über eine stärkere finanzielle Beteiligung reden. Ich bin sicher: je besser die Idee und die Umsetzung, um so höher wird die Bereitschaft sein.» Roth möchte, dass die Länder sagen: «Das ist unser aller Reichtum.»
Stiftungspräsident Hermann Parzinger kann sich eine Umbenennung vorstellen. «Wir sind ein großer internationaler Player», sagte er der dpa, «aber wenn man in internationalen Gremien Preußischer Kulturbesitz ins Französische, Englische oder Spanische übersetzt, muss man immer erklären, worum es sich handelt und warum eine der weltweit größten deutschen Kultureinrichtungen diesen Namen trägt.»
«Wir befinden uns in einer Phase, in der wir nicht nur zurückblicken können, sondern nach vorne in die Zukunft schauen müssen», sagte Parzinger. Es gehe auch um globalen Wettbewerb. Der Wunsch nach Kooperationen mit der Stiftung sei eine Riesenchance, etwa um ein neues Verhältnis zum globalen Süden zu entwickeln. «Wir haben als großer Verbund eine hohe und vielfältige Kompetenz, die wir einbringen wollen. Deshalb wäre ein Name gut, der nicht nur unsere zweifellos wichtigen Wurzeln betont, sondern auch eine Perspektive für die Zukunft eröffnet.»
Mit der anstehenden Reform erhofft sich Parzinger eine Stärkung ihrer einzelnen Teile. «Es ist zentral, dass die Einrichtungen mehr Autonomie und Verantwortung bekommen», sagte er. «Wir müssen die Marken wie den Hamburger Bahnhof, das Pergamonmuseum oder die Gemäldegalerie stark machen. Das sind die Marken, die die Leute kennen.» In Ausstellungsprojekten solle der Mehrwert sichtbar werden.
Parzinger verwies gleichzeitig auf einen steigenden Finanzbedarf. «Bund und Länder wissen, dass ohne mehr Geld und mehr Personal die Reform nur Stückwerk bleibt.» Vor allem bei den Museen gebe es enorme Defizite in der Personal- und Finanzausstattung. «Ein Qualitätszuwachs ist mit den bestehenden Ressourcen nicht zu leisten.»
Bei der Ausstattung kommt es aus Sicht von Berlins Kultursenator Klaus Lederer auch auf den Ländereinfluss an. «Die Frage der Finanzierung wird sich natürlich auch mit der Frage des Einflusses und der Beteiligung der Länder in den Gremien und der Rolle des Bundes beschäftigen», sagte der Linke-Politiker der dpa. «Umso zwingender wird es sein, dass am Ende alles tatsächlich auch Früchte trägt.» Natürlich werde die Reform Geld kosten, «aber ich wage keine Prognosen, was dann tatsächlich an Kosten zusätzlich entsteht». Für eine Lösung sieht Lederer deswegen auch Finanzminister und Ministerpräsidenten gefordert.