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Prominente aus Politik und Kultur fordern Freilassung von Ai Weiwei

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Berlin - Als die Berliner Akademie der Künste im März des vergangenen Jahres zum Gespräch über Klima und Kunst einlud, saß der chinesische Künstler Ai Weiwei auf dem Podium und sparte nicht mit Kritik an seiner Regierung. Am Dienstag, 13 Monate später, wurde in Berlin nicht mit, sondern über den Künstler debattiert. Seit seiner Verhaftung am Pekinger Flughafen am 3. April fehlt von Ai jede Spur.

Das Schicksal des chinesischen Konzeptkünstlers sorgte in den vergangenen Wochen weltweit für Aufsehen. Wie groß die Anteilnahme auch in Berlin ist, zeigte sich erneut am Dienstagabend. Fast 400 Zuhörer - viel mehr als erwartet - kamen in die Akademie am Pariser Platz. Unter ihnen befand sich auch der frühere Industriepräsident Hans-Olaf Henkel, der sich vor wenigen Tagen einem Appell zur Freilassung Ais angeschlossen hatte.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnete den Abend mit scharfer Kritik an der chinesischen Staatsführung. «Ich bin hier, um meine Solidarität mit Ai Weiwei zu bekunden. Seine plötzliche Inhaftierung führt uns vor Augen, dass Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und vor allem die Freiheit der Kunst in China grob missachtet werden», sagte der CDU-Politiker.

Für Diskussionsstoff sorgte die nur zwei Tage vor Ais Verhaftung eröffnete deutsche Ausstellung «Kunst der Aufklärung», die im Pekinger Nationalmuseum gezeigt wird. Der frühere Bundesminister Egon Bahr (SPD) und Neumann waren sich zwar darüber einig, dass die Ausstellung nicht vorzeitig abgebrochen werden sollte.

Bahr sprach sich im Gegensatz zu Neumann aber dafür aus, zu viel öffentlichen Druck auf das chinesische Regime zu vermeiden. Er warnte davor, «ein solch großes Land in seinem Prestigebedürfnis» zu verletzen. Bahr dagegen sprach sich dafür aus, das Begleitprogramm zur Ausstellung «unbedingt» zu aktualisieren und auch das Schicksal Ai Weiweis zu thematisieren.

Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, wertete die Verhaftung Ais als «ein Zeichen ungeheurer Schwäche» des Pekinger Machtapparates. «Ich glaube an die subversive Kraft der Kunst», sagte Staeck.

Der Aufenthaltsort Ais, dem offiziell Wirtschaftsdelikte vorgeworfen werden, blieb unterdessen weiter unbekannt. Am kommenden Freitag sollte der Konzeptkünstler und Kurator eigentlich eine Ausstellung in Berlin eröffnen. Vermutlich wird er auch dann noch nicht wieder dabei sein.