(nmz,bl) - Was haben Volksmusik und klassische Musik gemeinsam? Nicht viel, könnte man meinen. Außer in Bayern. Dort wird der Bayerische Rundfunk beide Genres ins Digital Audio Broadcasting verbannen. "Bayern Klassik" hat noch eine Schonfrist bis 2018, die Volks- und Blasmusik wird bereits Mitte Mai 2016 "Bayern 1" verlassen und ausschließlich über die Digitalwelle "Bayern Heimat" zu hören sein.
In der Pressemeldung des BR wird die Situation schön geredet (Zitat: "Mit BR Heimat erhält die Volks- und Blasmusik im Bayerischen Rundfunk mehr Platz als je zuvor"). "BR Heimat" sendet seit einem Jahr und ist ein digitales Vollprogramm. Nur durch geringfügige Programmänderungen wird es den Kanon der Volk- und Blasmusik von "Bayern 1" übernehmen können. Schlussendlich wird das Genre für UKW-Empfänger gestrichen und somit - rein quantitativ - im Bayerischen Rundfunk reduziert.
Dazu folgende DPA-Meldung:
Radiosender Bayern 1 streicht Volksmusik
München - Der Radiosender Bayern 1 streicht die Volksmusik aus seinem Programm. «Ab Pfingsten ziehen die Volksmusiksendungen, die bisher auf Bayern 1 laufen, dann komplett zu «BR Heimat»», teilte der Bayerische Rundfunk (BR) am Dienstag in München mit. «Das Gleiche gilt für die BR-Blasmusik.» Wer künftig im BR noch Volksmusik hören will, muss also künftig auf die Digitalwelle «BR Heimat» ausweichen. Dies hatte zuvor der «Münchner Merkur» berichtet. Mit dem Schritt will der Sender «die vorhandenen Formatbrüche (Volksmusik neben Pop- und Rockmusik) auf Bayern 1» beseitigen. «BR Heimat» ist nach Angaben des Senders mit rund 110 000 Hörern in Bayern die erfolgreichste Digitalwelle des Bayerischen Rundfunks. Erst kürzlich hatten die ARD sowie die Partnersender aus der Schweiz und Österreich beschlossen, die «Stadlshow» im TV auf Silvesterausgaben zu beschränken. Federführend für die ARD ist in diesem Fall der BR.
Der Verein für Volkslied und Volksmusik kritisiert die Entscheidung des Radiosender Bayern 1, von Mai an keine Volksmusik mehr zu spielen. Die Vorsitzende des Vereins, Carmen Kühnl, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Es ist gefährlich, dass bayerisches Leben nunmehr in einer Nische stattfindet.» Seit Jahren werde Volksmusik bereits aus den Programmen der Radiosender gekürzt. «Das ist eine Entwicklung, die ein Rundfunk, der das Bayerische im Namen trägt, eigentlich nicht zulassen dürfte.»
[update, 17:00]
dpa - Die Proteste aus Politik und Gesellschaft gegen die Verbannung der Volksmusik aus dem Radiosender Bayern 1 reißen nicht ab. Nach den Freien Wählern und dem Verein für Volkslied und Volksmusik hat sich nun auch der Bayerische Bezirketag zu Wort gemeldet. Sein Präsident Josef Mederer (CSU) fragte am Mittwoch in einem Brief an BR-Intendant Ulrich Wilhelm, ob sich der Bayerische Rundfunk der heimatlichen Klänge schäme. BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner verteidigte die neue Linie. «Die Entscheidung ist gefallen.»
Bezirketag-Präsident Mederer hingegen betonte, dass gerade das Programm Bayern 1 die Verpflichtung habe, die ganze kulturelle Vielfalt des Freistaats zu zeigen - dazu gehöre auch die traditionelle Volksmusik. Der Verzicht darauf führe zu einer kulturellen Verarmung. Der Präsident des Kommunalverbandes wies zudem darauf hin, dass sich viele Hörerinnen und Hörer noch nicht von den terrestrisch zu empfangenden Programmen verabschiedet hätten. «Ich halte es derzeit deshalb für unabdingbar, dass unsere Volksmusik zumindest auf einem, besser mehreren, über UKW zu empfangenden Kanälen präsent sein muss», so Mederer. Die bayerischen Bezirke sind neben sozialen Aufgaben für die Brauchtumspflege zuständig.
Auch der Verein für Volkslied und Volksmusik kritisierte die Entscheidung des BR. Die Vorsitzende Carmen Kühnl sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Es ist gefährlich, dass bayerisches Leben nunmehr in einer Nische stattfindet.» Seit Jahren werde Volksmusik bereits aus den Programmen der Radiosender gekürzt. «Das ist eine Entwicklung, die ein Rundfunk, der das Bayerische im Namen trägt, eigentlich nicht zulassen dürfte.»
Indessen hofft der Bayerische Blasmusikverband auf mehr Sendezeit für Blasmusik im Digitalfunk. Im Programm BR Heimat finde die Volks- und Blasmusik tatsächlich eine neue Heimat, sagte Verbandsgeschäftsführer Andreas Horber. Das Blasmusikprogramm auf dieser Welle sei schon jetzt mit Sendungen am Wochenende deutlich ausgeweitet worden. Gerade jüngere und experimentierfreudige Volksmusiker hätten so Sendemöglichkeiten, die es im UKW-Bereich nicht gebe. Der Blasmusikverband betreut nach eigenen Angaben mehr als 2500 Kapellen und Spielmannszüge mit 120 000 aktiven Musikern.