Mainz/Ludwigshafen/Trier - Für Kultureinrichtungen ist der November eine wichtige Zeit. Ausgerechnet jetzt sollen sie schließen. Und doch zeigen sich einige Häuser in Rheinland-Pfalz verhalten optimistisch.
«Wir sind in dem Krisenmodus, den wir die letzten Monate gelernt haben und den wir weiter perfektionieren», sagte der Chef des Mainzer Unterhauses, Stephan Denzer, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die nächsten vier Wochen werde die Kleinkunstbühne überstehen. Mit dem von Bund und Ländern am Mittwoch beschlossenen Teil-Lockdown im November müssen auch alle Theater, Kinos, Konzertsäle und Museen wieder schließen.
Der Unterhaus-Geschäftsführer Denzer will nun klären, ob und in welchem Umfang Proben weiterhin möglich sind. Aktuell gehe es darum, die ausgefallenen November-Veranstaltungen zu verschieben und neue Termine zu finden. «Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn wir keine Fördergelder und Spenden bekommen hätten», sagte Denzer. Das seien nicht nur Förderungen von Stadt und Land, sondern auch private Sponsoren und Künstler, die ihr Gehalt spendeten und umsonst spielten.
Weitaus weniger optimistisch klingt ein offener Brief des Staatstheaters Mainz von Mittwochabend: Die Schließungen der Theater seien eine «sinnlose Maßnahme», heißt es darin. Kultur werde verhindert, es sei nicht mehr möglich, den Diskurs der Gesellschaft mitzugestalten und zu ermöglichen. «Das schadet uns allen». Die Entscheidung trage man, anders als im Frühjahr, nicht mit. «Darum werden wir auch nicht mit virtuellen Formaten im Internet den analogen Phantomschmerz mildern.»
In Ludwigshafen bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz laufen Planungen für mögliche Streaming- und andere Ersatz-Angebote bereits im Hintergrund, auch wenn noch nicht sicher sei, inwieweit der Probenbetrieb aufrechterhalten werden könne, sagte Intendant Beat Fehlmann. «Wir loten gerade aus, was möglich ist.» So seien beispielsweise Kirchen wohl nicht von den verschärften Corona-Maßnahmen betroffen. Bereits im Frühjahr habe es in Kirchen musikalische Andachten gegeben, eine freiere Form von Gottesdienst. «Wir evaluieren aktuell, ob Kirchen betroffen sind oder ob so eine Andacht wieder möglich wäre», so Fehlmann. «Wir geben nicht auf.»
Darüber hinaus wolle er ab kommender Woche mit sogenannten «Erklär-Konzerten» starten - ein als Video aufgezeichneter Mix aus Gespräch und Konzert. Dabei sollen Musiker erläutern, was in dem jeweiligen Stück alles drinsteckt, wie der Intendant ausführte. Die Filme sollen über den Youtube-Kanal der Staatsphilharmonie abrufbar sein.
Am Theater Trier signalisierte man Verständnis für die am Mittwoch beschlossenen Maßnahmen. Es werde an den aktuellen Produktionen weiter gearbeitet und geprobt, sodass der Vorstellungsbetrieb im Dezember wieder aufgenommen werden könne, berichtete Sprecher Christoph Traxel. «Die Premieren aus dem November werden entsprechend nach hinten verschoben.» Etwa 30 Vorstellungen müssten im November ausfallen. Ziel sei es, möglichst viele davon nachzuholen. Teile des Orchesters und des Opernchors seien weiterhin in Kurzarbeit. Hintergrund sei hier, dass bewusst zunächst kleinere Produktionen realisiert wurden, die unter Pandemie-Bedingungen umsetzbar seien, so Traxel.
Der Intendant der Festspiele Ludwigshafen bezeichnete die im November anstehende Zwangspause als «unglaublich niederschmetternd». Eventuell ließen sich einzelne Stücke verschieben, das sei aber noch nicht sicher, betonte Intendant Tilman Gersch. Die Festspiele Ludwigshafen sollten noch bis zum 12. Dezember laufen. Der Teil-Lockdown sei sehr traurig, gerade weil man sich viel Mühe gegeben habe, auf Abstände zu achten und ein Hygienekonzept zu erstellen. «Die Festspiele sind das Herzstück unseres Programms», meinte Gersch.