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Claudia Roth. Foto: Die Grünen Bundestagsfraktioin/Stefan Kaminski
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Roth sichert Odessa Unterstützung für Unesco-Welterbe zu

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Odessa - Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine macht sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth für Kulturschaffende des Landes stark. Nun verschafft sie sich selbst ein Bild an einem auch strategisch wichtigen Ort.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth will der ukrainischen Stadt Odessa bei der Bewerbung zum Unesco-Welterbe helfen. Das sicherte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Besuch in der Hafenstadt am Schwarzen Meer dem ukrainischen Kulturminister Olexandr Tkatschenko und Bürgermeister Hennadij Truchanow zu. «Deutschland unterstützt diese Bewerbung», sagte Roth im Namen der Bundesregierung. Sie ist das erste deutsche Regierungsmitglied, das nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in Odessa zu Gast ist.

Die Stadt sei offensichtlich in einer Notsituation, überall sei zu sehen, wie Kunstwerke vor den Angriffen beschützt würden. «Die ukrainische Regierung ist nicht allein», versicherte Roth. Sie wolle sich auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen anderer Länder für die Bewerbung Odessas stark machen.

Roth war am Montag zu einem zweitägigen Besuch in Odessa eingetroffen, sie ist auf Einladung Tkatschenkos dort. Die Stadt gilt nicht nur als Kulturmetropole, sondern ist vor allem wegen ihres großen Hafens auch von strategischer Bedeutung. Zuletzt gab es erneut Meldungen über Raketenangriffe im Raum Odessa.

Die Stadt habe unheimlich viel Kultur, sagte Roth zum Auftakt der Reise. «Wir wollen zeigen, dass wir da sind», sagte sie, «wir wollen zeigen, wie die Kultur angegriffen wird». Sie wolle in Odessa erfahren, wie das Gesicht des Krieges jenseits der Frage von schweren Waffen aussehe. Humanitäre Hilfsangebote kämen in den Debatten noch zu selten vor.

In Moskau und Kiew ist immer wieder zu hören, Russland habe auch die Einnahme der Hafenstadt im Süden des Landes zum Ziel, um die Ukraine komplett vom Schwarzen Meer abzutrennen. Das Land hätte dann keinen Zugang mehr zu den Weltmeeren.

Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt. Der Export über die ukrainischen Seehäfen ist zum Erliegen gekommen. Russland blockiert die Ausfuhr von rund 20 Millionen Tonnen Getreide, ein Großteil davon liegt im Hafen von Odessa.

Vonseiten des Bundeskabinetts hatten zuvor Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Anfang Mai und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) Ende Mai jeweils die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Auch Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) waren bereits in Kiew.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bislang im Gegensatz zu mehreren anderen westlichen Staats- und Regierungschefs auf einen Ukraine-Besuch verzichtet. Dies war auch eine Reaktion darauf, dass die ukrainische Seite zunächst einen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier abgelehnt hatte. Diese Verstimmungen gelten als ausgeräumt.

Roth hat sich bereits mehrfach für die Unterstützung von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern in ihrem Land und von geflüchteten Kulturschaffenden in Deutschland sowie von ukrainischen Kulturinstitutionen stark gemacht.

 

Ukrainischer Minister: 370 kulturelle Stätten durch Krieg zerstört

Kiew (dpa) - Russland hat es mit seinem Krieg gegen die Ukraine nach Ansicht des Kiewer Kulturministers Olexandr Tkatschenko auf die Auslöschung der Identität des Landes angelegt. Während der ersten 100 Tage der Invasion habe Russland 370 kulturelle Stätten zerstört, sagte Tkatschenko am Freitag in Kiew. Es seien Kulturdenkmäler, vor allem Kirchen, aber auch Exponate zu Schaden gekommen.

«Kultur ist Identität», sagte der Minister. Deshalb gehe es Russland darum, die identitätsstiftende ukrainische Kultur zu vernichten. Die Ukraine habe eine große Kultur und werde sie auch international stärker fördern. «Wir können die russische Kultur, die Moskau als Waffe sieht, im Ausland und überall durch unsere eigene Kultur ersetzen», meinte Tkatschenko.

Viele Künstler und professionelle Kulturschaffenden seien an der kulturellen Front tätig. Auch bei einem Konzert am Brandenburger Tor in Berlin unlängst hätten sich die Menschen in der deutschen Hauptstadt davon überzeugen können. Dort trat auch die Band Kalush Orchestra auf, die in diesem Jahr den Eurovision Song Contest (ESC) in Turin gewonnen hatte.

Tkatschenko bekräftige Pläne, den ESC im kommenden Jahr in der Ukraine auszurichten - trotz des nicht absehbaren Endes des Krieges. Die Bedingungen für ein Musikfest in Kriegszeiten müssten noch geklärt werden, meinte er. Es solle aber in dem Siegerland über die Bühne gehen.

In der Hauptstadt Kiew oder auch in der westukrainischen Großstadt Lwiw etwa ist die Lage vergleichsweise stabil - anders als im besonders umkämpften Osten der Ukraine. Bisher gilt weiterhin der Kriegszustand - mit nächtlichen Sperrstunden.

 

 

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