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Claudia Roth. Foto: Die Grünen Bundestagsfraktioin/Stefan Kaminski
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Roth will mit Reform der Förderung «Film neu denken»

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Berlin - Angesichts von Veränderungen bei Filmnutzung und -produktion will Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Filmförderung reformieren. Vor dem Produzententag in Berlin, bei dem an diesem Donnerstag auch die Grünen-Politikerin erwartet wird, formulierte Roth ihre Sicht in einem Gastbeitrag für die «Süddeutsche Zeitung».

Roth schrieb von einem «tiefgreifenden Wandel des Filmschaffens». Als Beispiel nannte sie den Erfolg des von der Streaming-Plattform Netflix produzierten Films «Im Westen nichts Neues» mit neun Oscar-Nominierungen. «Das Umfeld für das Entwickeln und Realisieren wie Erleben von Filmen verändert sich drastisch», schrieb Roth. Streaming und globale Internetanbieter machten Filme immer unabhängiger von Fernsehprogrammen und Kinostarts.

Als Folge der Pandemie seien Kinobesuche stark zurückgegangen. «Hinzu kommt: Das Verhältnis von filmischem Angebot und Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer ist nicht gut, zu viele Filme werden von zu wenig Menschen gesehen», so Roth.

Das System der Filmförderung mit fast 600 Millionen Euro von Bund und Ländern passe immer weniger zu den Rahmenbedingungen. Das Fördersystem sei zu komplex und damit zu langsam. «Ziel einer Reform der Filmförderung ist es deshalb auch, sie effizienter aufzustellen.» Das kreative Potenzial solle besser gehoben werden, «um künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreiche Filme zu ermöglichen». Zudem werde der Filmstandort Deutschland gestärkt.

Zudem müsse eine Reform Veränderungen in der Gesellschaft Rechnung tragen. «Deshalb muss sie Schlüsselthemen wie die Realität der Diversität unserer Einwanderungsgesellschaft und Geschlechtergerechtigkeit in den Blick nehmen und das Thema Nachhaltigkeit viel stärker berücksichtigen.»

Mit der Reform will Roth Innovationsgeist und Risikobereitschaft stärken. «Die bisherige Ausgestaltung der Förderung belohnt das Fortführen wenig erfolgversprechender Projekte.» Dokumentar-, Kurz-, Nachwuchs- und der künstlerische Film bräuchten passgenaue Förderung. «Diese Filme müssen nicht an der Marktlogik ausgerichtet sein.»

Fördermodelle sollen so weiterentwickelt werden, «dass mehr Planungssicherheit für die Produzierenden geschaffen werden kann und Erfolg früher belohnt wird». Roth formulierte auch Erwartungen. «Mit einer besseren Förderung einher geht auch eine höhere Verantwortung. Verwerter, insbesondere die internationalen Streaming-Anbieter, sollten einen stärkeren Beitrag leisten zum Gesamterfolg des Fördersystems.» Sie wolle eine Investitionsverpflichtung prüfen.

Eine Filmagentur soll alle filmpolitischen Aufgaben der Bundesförderungen bündeln. «Ziel sind zügigere Verfahren und eine bessere Abstimmung zwischen wirtschaftlichen und künstlerischen Aspekten.» Auch Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene will Roth durch «gemeinsame Grundsätze der Filmförderung» stärker miteinander verzahnt wissen.

Durch stärkere Strukturen der Verleihunternehmen soll sich «die Sichtbarkeit deutscher Filme erhöhen». Für den Erfolg des deutschen Films sei eine starke Kinolandschaft auch in der Fläche wichtig. Dafür sollen die Kinos mehr Planungssicherheit bekommen.

 

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