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Magdeburg - Nach einem Jahr heißer Diskussionen und harter Verhandlungen hat Sachsen-Anhalt Kürzung bei der Theaterförderung durchgesetzt. Der letzte von insgesamt neun Theaterverträgen wird an diesem Donnerstag in Halle unterzeichnet. Er sieht vor, dass die dortige Theater, Oper und Orchester GmbH statt bisher 12 nur noch 9 Millionen Euro Landesförderung erhält.
Ähnlich stark einsparen muss das Anhaltische Theater in Dessau. Insgesamt gibt Sachsen-Anhalt bis 2018 jährlich 30 Millionen Euro für die Theater aus, bislang waren es 36 Millionen Euro.
Neu ist, dass das Land sich an Tarifsteigerungen beteiligt, bis 2018 sind dafür laut Kultusministerium in der Summe 7,9 Millionen Euro vorgesehen. Hinzu kommen einmalige Zahlungen in Gesamthöhe von rund neun Millionen Euro aus einem Strukturanpassungsfonds. Mit dem Geld sollen die Theater beispielsweise Abfindungen finanzieren.
Lesen Sie dazu einen dpa-Beitrag von Dörthe Hein:
Schrumpfkur und Neuanfang - Sachsen-Anhalts neue Theaterförderung
Sachsen-Anhalt hat die Theaterförderung auf eine neue Basis gestellt. Es wird zum einen gespart, Stellen abgebaut, zum anderen kommen die Häuser von den Haustarifverträgen weg. Das Land will hin zu einer Kulturlandschaft, das es sich dauerhaft leisten kann.
Magdeburg (dpa) - Es hagelte Proteste bis hin zu persönlichen Angriffen: Sachsen-Anhalt hat seinen Theatern und Orchestern binnen eines Jahres eine heftige Schrumpfkur verordnet. Das Land zahlt nun noch 30 Millionen Euro jährlich, 2013 waren es noch 36 Millionen. Der letzte von insgesamt neun Theaterverträgen in Sachsen-Anhalt wird an diesem Donnerstag unterzeichnet. Es ist neben dem Anhaltischen Theater Dessau das am meisten gebeutelte Haus: Die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle. Von etwa 12 auf nun 9 Millionen sinkt die jährliche Landesförderung für die Theatermacher dort.
Die Landesregierung spart nicht nur bei den Theatern, auch Hochschulen und Polizei leisten Beiträge zum Sparen in dem mit 20,5 Milliarden Euro verschuldeten Land, kleine Grundschulen werden geschlossen. Für die Landesregierung hat Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) die Kürzungen durchgesetzt. «Wir werden uns die Theaterlandschaft nicht mehr leisten können», sagte der, der selbst gern ins Theater geht. Als Beispiel nennt Kultusminister Dorgerloh das Beispiel von Wagners Ring, der in Halle und im rund 50 Kilometer entfernten Dessau gleichzeitig aufgeführt wurde. Die Auslastungszahlen seien nicht überall zufriedenstellend.
Seit diesem 12. Juni 2013, an dem er die Sparpläne verkündete und auch Spartenschließungen nicht ausschloss, lud er Zorn auf sich. Dorgerloh wurde von Schauspielern persönlich angegangen, sein Staatssekretär in einem Bühnenstück erkennbar lächerlich gemacht. Heute sagt er: «Theaterdiskussionen sind immer kräftige Debatten und es ist immer ein groß inszenierter Prozess. Das ist in Mainz genauso wie in Wuppertal, Schwerin oder in Neustrelitz. Das gehört zum Theater im doppelten Wortsinn dazu.» Seine Verhandlungspartner aber waren die Kommunen - sie sind Träger der Theater.
Dorgerloh betont, dass das Land keine künstlerischen Konzepte vorgeben will, auch wen er anfangs klar von möglichen Spartenschließungen sprach. «Das ist nicht Aufgabe von Kulturpolitik, sondern da gilt die Freiheit der Kunst.» Dem Land sei es um den Blick auf den Landeshaushalt und die Leistungsfähigkeit der teils sehr klammen Kommunen gegangen. Zudem sei es um Gerechtigkeit gegenüber anderen kulturellen Bereichen wie dem Denkmalschutz, der freien Szene oder großen Jubiläen wie Bauhaus 2019 gehen. Auch musste ein Ausgleich geschaffen werden unter den Häusern, das Theater Magdeburg habe deutlich weniger Geld bekommen als Halle oder Dessau - die Landeshauptstadt blieb nun von Sparmaßnahmen verschont.
Die Theater büßen nicht nur ein, sie gewinnen auch: Mit den Theaterverträgen, die fünf Jahre lang für finanzielle Sicherheit sorgen, werden die Haustarifverträge abgeschafft. Das war Bedingung des Landes. Dazu kommt, dass das Sachsen-Anhalt künftig die Tarifsteigerungen mitträgt, man geht von zwei Prozent pro Jahr aus. Für nötige Personalreduzierungen und weitere Strukturänderungen - in Halle und Dessau werden laut Kultusministerium zusammen etwa 160 Stellen abgebaut - legt das Land einmalig 9,2 Millionen Euro drauf.
Besonders hart gekämpft hat das Anhaltische Theater Dessau. Die Förderung sank von 8,1 auf 5,2 Millionen Euro. Dorgerlohs Vision war hier: Das Musiktheater erhalten, Ballett und Schauspielsparte schließen. Stattdessen sollte es Gastspiele anderer Häuser geben. Nach monatelangen Kämpfen erreichte die Theatercrew den erhalt des Theaters als Vier-Sparten-Haus mit Musiktheater, Schauspiel, Ballett und Puppentheater. Ihre Gegenleistung: Die Beschäftigten arbeiten nur noch 90 Prozent und verdienen entsprechend weniger. Es werden aber Beschäftigte das Haus verlassen müssen, es wird weniger Premieren geben, kündigte Intendant André Bücker an.