Frankenberg - In Sachsen fehlen nach Einschätzung des Sächsischen Chorverbands Jugendchöre. Gemeinsames Singen fände bei Jugendlichen nur noch in Schulen statt, sagte Verbandsgeschäftsführer Thomas Lohse. Und wegen des Lehrermangels nehme auch dieses Angebot ab. «Da muss etwas passieren», fordert Lohse von der Politik.
Denn das Interesse fürs Singen sei auch bei den jungen Sachsen vorhanden. Die Zahl der Sänger im Verband sei in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben: Mehr als 8000 Menschen singen derzeit in etwa 270 Chören des Verbands. Hinzu kommen nach Angaben der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen mehr als 700 Kirchenchöre. «Auf den zweiten Blick hat sich viel verändert», sagte Lohse. Die Ensembles auf dem Land seien häufig überaltert, gerade Männerchöre hätten Nachwuchssorgen.
In den Städten streben hingegen vor allem junge Sänger in sogenannte Projektchöre. Dort proben sie gezielt auf ein Konzert hin, binden sich weniger stark. «Das passt besser zur Lebenswirklichkeit von Studenten, die immer wieder umziehen», erklärte Lohse. Er ist überzeugt: «Es ist beliebt zu singen, auch bei den jungen Leuten.»
Die Bandbreite der Lieder, die die Sachsen trällern, ist groß: Einige Chöre nehmen sich Schlager vor, andere Stücke aus Jazz und Pop, Kammerchöre singen klassischere Stücke. «Kaum ein Volkschor kommt aber ohne Volkslieder aus», sagte Lohse.
«Im Grunde kann jeder singen», ist er überzeugt. Mit ein bisschen Übung gebe es für jeden Menschen dann auch einen geeigneten Chor. Der Verbandschef schwärmt von der Gemeinschaft: Beim Singen verschwämmen soziale Grenzen, auch Altersunterschiede seien in Chören egal. Für diese Vorzüge will der Chorverband beim Deutschen Chorfest Ende April 2020 werben. Vielleicht finden sich dort bei Mitsingprojekten und besonderen Konzerten neue Mitglieder für Sachsens Chöre, hofft Lohse.