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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Blick auf Salzburg. Foto: Hufner
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Salzburger Festspiele: Hochkultur navigiert durch die Krisen

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Krieg, Kultursponsoring und Cancel-Debatten: Festivals müssen da durch. Die neue Managerin am Ruder der Salzburger Festspiele steht vor heiklen Aufgaben. Und der „Jedermann“ ist präzisiert.

Bei den Salzburger Festspielen stehen die Zeichen nach zwei Pandemie-Saisonen auch diesen Sommer nicht auf unbeschwerten Kulturgenuss. In Krisenzeiten werden von dem Theater-, Opern- und Konzertfestival nicht nur hochkarätige Produktionen erwartet, sondern auch Haltung in Sachen Krieg oder Umwelt. Die neue Festspielpräsidentin Kristina Hammer und Intendant Markus Hinterhäuser versuchen einen differenzierten Kurs zu fahren, wenn es etwa um das Engagement von Stars mit Russland-Bezug oder um Sponsoring durch die Rohstoffbranche geht.

Durch den Krieg in der Ukraine sei eine Welt aus allen Fugen geraten, die ohnehin schon Risse entlang von Nationalitäten, Kulturen und Geschlechtern aufwies, sagte Hammer der Deutschen Presse-Agentur.

Kunst könne die Welt nicht retten. „Ich glaube aber daran, dass Kunst die Kraft hat, Menschen die Möglichkeit zu geben, auch dramatische äußere Veränderungen für sich zu reflektieren und zu sortieren. Kunst ist ein Mutmacher und eine Kraftquelle, aus der man schöpfen kann“, sagte die aus Baden-Württemberg stammende Hammer, die früher als Markenspezialistin unter anderem bei Autoherstellern tätig war.

Am Montag eröffnen die Festspiele mit Hugo von Hofmannsthals Traditionsstück „Jedermann“. Auf der Bühne stehen Lars Eidinger in der Titelrolle und Verena Altenberger als Buhlschaft, die bereits im Vorjahr in Michael Sturmingers Inszenierung überzeugt hatten. Die zwei Schauspielstars sind auch für ihre klaren Positionen zu aktuellen Themen bekannt. Altenberger engagiert sich etwa im Kampf gegen Machtmissbrauch in Theater und Film, während sich der Pazifist Eidinger gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen hat.

Regisseur Sturminger hat den diesjährigen „Jedermann“ nach eigenen Worten im Vergleich zur Neukonzeption 2021, die unter eher hektischen Bedingungen entstanden war, noch einmal mit „minimalen Präzisierungen“ nachgeschärft. „Jetzt ist es wirklich ganz auf den Punkt“, so Sturminger. Auf Bezüge zum Blutvergießen in der Ukraine verzichtet er bewusst. „Ich wollte nicht versuchen, irgendeine aufgesetzte Aktualität in das Stück zu bringen. Das würde dem Geschehen nicht gerecht.“ Allerdings weise diese europäische Tragödie auf die wirklich wichtigen Fragen hin, mit denen sich der „Jedermann“ ebenfalls auseinandersetze.     

Der Dirigent Teodor Currentzis hat wegen seines Schweigens zum Krieg Kritik einstecken müssen. Am Dienstag (19. Juli) führt er mit dem Chor seines russischen Ensembles MusicAeterna und dem Gustav Mahler Jugendorchester Schostakowitschs 13. Symphonie auf. Am 26. Juli leitet er die erste Premiere dieser Festspielsaison: Romeo Castellucci stellt Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ und Orffs Endzeit-Oratorium „De temporum fine comoedia“ nebeneinander.

Trotz der Kritik an Currentzis und MusicAeterna, das von der russischen Großbank VTB finanziert wird, halten die Festspiele an beiden fest. „Man sollte hier differenziert und mit Augenmaß vorgehen“, sagte Hammer. Viele Menschen in Russland, darunter auch Künstler, seien gegen den Krieg. Kritik werde aber mit Gefängnis bestraft. „Diesen Menschen wird eine Meinungsäußerung derzeit fast unmöglich gemacht“, so Hammer. VTB habe nie direkte finanzielle Verbindungen zu den Festspielen gehabt, betonte sie.

Getrennt hat sich das Festival vom Schweizer Rohstoff-Investor Solway, der Jugendprojekte unterstützt hatte. Nach Vorwürfen von Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen rund um eine Nickelmine in Guatemala wurde der Sponsorenvertrag vor wenigen Tagen aufgelöst.

Sopranistin Anna Netrebko, die andernorts in Ungnade gefallen ist, wurde in Salzburg nicht ausgeladen – sie hatte diesen Sommer in der Mozartstadt ohnehin keine Auftritte geplant. Die Star-Rolle könnte diesmal Asmik Grigorian übernehmen. Sie singt alle drei weiblichen Hauptrollen in den drei Einaktern von Puccinis „Il Trittico“ (ab 29. Juli).

Spannende Künstlerinnen haben auch an einer Neufassung von Schnitzlers „Reigen“ mitgearbeitet (ab 28. Juli): Bekannte Autorinnen und Autoren, darunter Sofi Oksanen, Leïla Slimani und Sharon Dodua Otoo, haben die Szenen des Klassikers um Sexualität und Macht neu geschrieben – mit wenig Sex, aber vielen Beziehungsdiskussionen.

Bei so viel Aktualität verblasst die Corona-Pandemie in Salzburg fast, aber nicht ganz: Bei den 174 Vorstellungen, die bis Ende August über die Bühne gehen, sind Masken für das Publikum Pflicht.

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