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Sammlungschef Roth befürwortet weitere Rückgabe von NS-Raubkunst

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Dresden/Peking - Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Martin Roth, hat die Forderung des britischen Kunstexperten Sir Norman Rosenthal nach einem Ende der Rückgabe von NS-Raubkunst an die Erben früherer jüdischer Eigentümer als abwegig bezeichnet. Vermutlich wolle sich Rosenthal damit nur «nach längerer Zeit mal wieder ins Gespräch bringen», sagte Roth am Montag auf ddp-Anfrage in Peking. Es sei «das falsche Thema zum falschen Zeitpunkt», sagte er.

Rosenthal, der selbst aus einer jüdischen Emigrantenfamilie stammt, hatte in einem «Spiegel»-Gespräch gesagt, er könne verstehen, dass viele Museumsdirektoren gegen die Rückgabe solcher Kunstwerke seien. «Mit der Rückgabe von ein wenig Kunst können Sie nichts wiedergutmachen, und man sollte diesen Eindruck auch nicht erwecken wollen», sagte er.

Roth entgegnete: «Kunstwerke müssen zurückgegeben werden, wenn sie eigentlich jemand anderem als dem jeweiligen Museum gehören.» Es sei denn, der Besitzer verzichte darauf. Das entspreche "unserem Rechtsverständnis und ist deshalb mehr als normal».

Rosenthal nannte es hingegen «schade, wenn Werke plötzlich aus der Öffentlichkeit, aus der Sichtbarkeit verschwinden». Er hatte außerdem darauf verwiesen, dass der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren explodiert sei und Begehrlichkeiten geweckt habe.

Roth entgegnete, auch er finde es «unangemessen und sogar unmoralisch», wenn Dritte an Raub- oder Beutekunst verdienten. Aber das lasse sich nicht verhindern. Deswegen ein Ende der Debatte um die NS-Raubkunst zu fordern, halte er für falsch.

«Im Gegenteil: Der Freistaat Sachsen investiert 15 Millionen Euro auf zehn Jahre für dringend notwendige Forschungs- und Suchprogramme, um endlich genau zu wissen, was die Dresdner Museen unrechtmäßig besitzen und was ihnen fehlt», sagte Roth. Mit dem Geld wird eine Arbeitsgruppe finanziert, die im Frühjahr 2007 eingesetzt wurde, nachdem das Herrschergeschlecht der Wettiner Ansprüche auf eine Reihe von Kunstgegenständen erhoben hatte.

 

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