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Schaum vorm digitalen Mund

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Über die erste Techno-Oper kann man sich vorab im Internet informieren technoOpera
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Klassik goes Techno und vice versa. Nur wieder eines der zur Zeit gern bemühten Crossover-Projekte? Es scheint so. Im Sommer dieses Jahres soll in Berlin die erste Techno-Oper der Welt auf die Bühne gebracht werden – mit einer gigantischen Show und entsprechendem Aufwand. Da werden Laser blitzen, Wasserfontänen meterhoch in die Luft schießen und als technischer Overkill ein virtueller Caruso auf der Bühne erscheinen, der mit spezieller und moderner Projektionstechnik den Eindruck eines realen Carusos erwecken soll.

Inhalt: Online-Eventmarketing;Adresse: http://www.technoopera.de; Sprache: deutsch/englisch; verantwortlich: Michael Schaaf Klassik goes Techno und vice versa. Nur wieder eines der zur Zeit gern bemühten Crossover-Projekte? Es scheint so. Im Sommer dieses Jahres soll in Berlin die erste Techno-Oper der Welt auf die Bühne gebracht werden – mit einer gigantischen Show und entsprechendem Aufwand. Da werden Laser blitzen, Wasserfontänen meterhoch in die Luft schießen und als technischer Overkill ein virtueller Caruso auf der Bühne erscheinen, der mit spezieller und moderner Projektionstechnik den Eindruck eines realen Carusos erwecken soll. Der Initiator Schaaf propagiert vollmundig die Entstehung eines ganz neuen, eigenständigen Genres. Wird das etwas werden? Mit einer Story, wie der geplanten? Da trifft Technofreak „Techno“ beim Internet-Chat das Mädchen „Opera“, das für die Opernarien alter Zeiten schwärmt und den hypen Jungen mit auf eine virtuelle Reise durch die Geschichte der Oper nimmt. In der Praxis bedeutet dies, dass Technobeats sich an die Klassiker der Opernliteratur reihen, Madame Butterfly in Trance, Don Giovanni ganz Ambient.

Natürlich, so beteuert der Veranstalter Schaaf, habe man bei der ausgesuchten alten Musik „eher gefällige Stücke“ gewählt, „damit die Leute besseren Zugang finden.“ Also nicht ernstzunehmendes Crossover mit neuen Perspektiven, sondern Konzession an ein vergnügungshungriges Publikum über „drei Generationen“ hinweg? Es wird dann wohl kaum für ein neues, eigenständig musikalisches Genre reichen, wenn man ohne gegenseitige Befruchtung und Austausch aktuelle Popmusik neben Musik klassischer Prägung stellt. Die Zuschauer erwartet ein gigantisches Spektakel mit Staunen machendem Aufwand – nicht mehr. Die offizielle Internetseite zum Event glänzt demgegenüber mit wenigem. Es ist zwar einzusehen, dass sie sich zirka ein halbes Jahr vor dem tatsächlichen Veranstaltungstermin noch im Aufbau befindet. Und trotzdem enttäuscht der geringe Umfang, zumindest ein paar Klangproben von der Loveparade, wo Schaaf in diesem Jahr bereits sein Projekt und die Sänger vorgestellt hat, hätte man sich gewünscht.

Da hilft nur, sich das Exposé per Acrobat Reader anzutun, dessen Inhalt in schillerndsten Farben und mit Schaum vorm digitalen Mund, Techno zur das „momentane Zeitgeschehen“ treffendsten „zeitgenössischen Kultur“ stilisiert. Mit der Angst bekommt man es beinahe zu tun, wenn dort von einem Netzwerk geschwärmt wird, dass von „technoiden Aktivisten“ aufgebaut wurde. Klingt dann doch mehr nach „Terminator goes Internet“ – hasta la vista, Baby! Es beruhigt dann aber doch, dass Schaaf das Genuine der Technoszene, die ihr meint, maßlos überschätzt und all die ernstzunehmenden und spannenden Projekte zahlreicher Technokünstler weltweit ignoriert. Denn diese Kritik sollte nicht als ein weiteres Beispiel von Kulturkonservativismus missverstanden werden, denn sie beklagt eigentlich nur, dass hier etwas zum zukunftsweisenden kulturellen Super-GAU stilisiert wird, das nicht zu mehr taugt, als der gigantischen Fun-Industrie ein weiteres Produkt hinzuzufügen.

Denn weiterhin ist das Exposé voll von Seltsamkeiten, die dann doch sehr befremden. Da ist von neuen „Realitäten“ die Rede, die der Computer aus „Licht, Projektionen und Musik“ entstehen lässt. Wohl zuviel im Netz gesurft und den Boden unter den Füßen verloren?

Da ist dann gar von „ganzheitlicher Kunst“ die Rede, die die wunderbare Message transportiert: „Es gibt Liebe auf dieser Welt!“ Und während in Berlin die Lichter blitzen und ein virtueller Caruso Gassenhauer der Opernliteratur plärrt, fallen ein paar hundert Kilometer weiter ganzheitliche Bomben auf Köpfe Unschuldiger.

Aber nein, Herr Schaaf ist nicht die folgerichte Antwort auf den Anthroposophen am Ende des Jahrhunderts, sondern ein geschickter Marketingmensch, denn nur ein paar Zeilen weiter nennt er, was Sache ist: „Marketingmaßnahmen ermöglichen ein Weltmusikwerk – ein Weltmusikwerk wird zum Marketinginstrument.“

Vielleicht sollte man bei allem Frust über einen weiteren Beitrag zu „Ach, werdets doch a bisserl locker!“ noch als positiv hervorheben, dass ein Kompositionswettbewerb ausgelobt ist, der nicht nur viel Geld bringt, sondern auch für die Ewigkeit unsterblich macht – allerdings bleibt dabei die Frage, was der Veranstalter unter „technoid-ethnologischen Kompositionen“ versteht. Pump up that volume!

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