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Schlingensiefs afrikanisches Operndorf erhält Krankenstation

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Berlin - In Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso soll bis Ende des Jahres eine Krankenstation eröffnen. Darüber hinaus sei geplant, die im Oktober 2011 eröffnete Schule zu vergrößern, kündigte Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz in einem dapd-Interview an. Finanziert werde dies aus Einnahmen einer Kunst-Auktion vor wenigen Wochen in Berlin. Die Krankenstation koste rund 100.000 Euro. Bei der Auktion wurden rund eine Million Euro eingenommen.

Im Februar 2010 war in Laongo unweit der Hauptstadt Ouagadougou der Grundstein für das Operndorf gelegt worden. In drei Phasen soll ein Dorf erbaut werden, das aus einer Schule mit Film- und Musikklassen, einer Krankenstation und einem Festsaal mit Proberäumen besteht. Schlingensief war im August 2010 an Lungenkrebs gestorben. Die erste, rund 580.000 Euro teure Bauphase war im Oktober 2011 mit Eröffnung einer Schule für 50 Kinder abgeschlossen worden.

Laberenz sagte, von dem Erlös aus der Auktion würden in der zweiten Bauphase zum Beispiel auch Solaranlagen finanziert, außerdem brauche die Krankenstation natürlich Personal und Ausrüstung. Auch die Schule werde erweitert. In den nächsten vier Jahren solle jedes Jahr eine neue erste Klasse aufgenommen werden, die dann jeweils einen neuen Klassenraum bekommen solle. Gebaut würden auch Gästewohnungen.

Derzeit wird das Projekt vom Goethe-Institut unterstützt. Geplant sei, dass sich auch die burkinische Regierung am Projekt beteilige, sagte die 31-Jährige Kostümbildnerin. "Die burkinische Regierung soll zum Beispiel die Personalkosten für die Krankenstation übernehmen, sich an Lehrergehältern und Versorgung finanziell beteiligen", erklärte sie. Langfristig solle das Projekt unabhängig werden, "auch von Zuschüssen aus Deutschland". Bis es soweit sei, werde aber sicher noch sehr viel Zeit vergehen.

Autobiografie erscheint im Herbst

Laberenz kündigte an, im Herbst werde eine "Art Autobiografie" Schlingensiefs erscheinen. Kurz vor seinem Tod sei ihr Mann unzufrieden mit dem Stand des Materials gewesen und habe es weiter überarbeiten wollen. Nun sortiere sie seine Texte und versuche, ein System zu finden, "über das man möglichst nah an ihn heran kommt, ohne seine Sprache und Originaltexte zu verwässern", sagte Laberenz. Sie wünsche sich, dass man weiter in seine Gedankenwelt eintauchen könne und miterlebe, wie er sich selbst sein Leben erzählt.

Darüber hinaus gebe es ab Ende Januar 2013 in den Kunst-Werken in Berlin eine Ausstellung über Schlingensief, sagte Laberenz. "Es wird keine komplette Retrospektive. Aber wir wollen schon so viel wie möglich von ihm zeigen."