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Serebrennikow soll «Hänsel und Gretel» selbst vollenden [update, 20.9.]

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Stuttgart - Der in seiner Heimat Russland unter Hausarrest stehende Regisseur Kirill Serebrennikow (48) soll seine in Stuttgart geplante Märchenoper «Hänsel und Gretel» selbst vollenden. Man wolle ihm die Möglichkeit offenhalten, seine Inszenierung nach seiner Freilassung an der Stelle fortzusetzen, an der sie durch seine Verhaftung unterbrochen wurde, sagte Opernintendant Jossi Wieler (66) am Dienstag in Stuttgart.

Serebrennikow, Leiter des Moskauer Avantgarde-Theaters «Gogol», steht seit Ende August und zunächst bis 19. Oktober wegen Betrugsverdachts unter Hausarrest. Am Premierendatum 22. Oktober wolle man dennoch festhalten.

Mit Material, das bei den Vorarbeiten entstand, werde man im Opernteam einen Abend unter dem Titel «Ein Märchen von Hoffnung und Not, erzählt von Kirill Serebrennikow» kreieren. Im Mittelpunkt steht dabei ein von ihm vergangenes Jahr für die Stuttgarter Märchenoper in Ruanda gedrehter Film.

«Wir wollen an diesem Abend nicht nur das Märchen erzählen, sondern auch über unseren Erzähler, der bei seiner Erzählung unterbrochen wurde», erklärte Dramaturgin Ann-Christine Mecke. Humperdincks Musik laufe komplett. Kostüme, Szene oder Bühne, wie sie Serebrennikow erdacht hat, blieben aber unangetastet. Niemand könne, dürfe und wolle seine Produktion stellvertretend zu Ende bringen, sagte Wieler.

[update, 20.9.]

(ausführlicher dpa-Artikel)

Stuttgarter Oper legt Serebrennikows «Hänsel und Gretel» auf Eis

Stuttgart legt die Märchenoper «Hänsel und Gretel» auf Eis - bis sie vom in Moskau unter Hausarrest stehenden Regisseur Serebrennikow selbst vollendet werden kann. Man wolle damit ein Signal für die Freiheit setzen, sagt Intendant Wieler.

Stuttgart (dpa) - Der in seiner Heimat Russland unter Hausarrest stehende Regisseur Kirill Serebrennikow (48) soll seine in Stuttgart geplante Märchenoper «Hänsel und Gretel» selbst vollenden. Man wolle ihm die Möglichkeit offenhalten, seine Inszenierung nach seiner Freilassung an der Stelle fortzusetzen, an der sie durch seine Verhaftung unterbrochen wurde, sagte Opernintendant Jossi Wieler (66) am Dienstag in Stuttgart.

So lange werde Serebrennikows Fassung quasi auf Eis gelegt. Kostüme, Szene oder Bühne, wie sie der Russe erdacht hat, blieben auf absehbare Zeit unangetastet. Niemand könne, dürfe und wolle seine Produktion stellvertretend zu Ende bringen, sagte Wieler. Die Hoffnung sei da, dass Serebrennikow seine Ideen dann im Rahmen einer Wiederaufnahme eventuell in der Spielzeit 18/19 nachträglich doch noch auf die Stuttgarter Bühne bringe.

Am Premierendatum 22. Oktober wolle man dennoch festhalten. Dann werde aber etwas ganz anderes gezeigt, als bisher geplant. Mit Material, das bei den Vorarbeiten entstand, werde man im gesamten Opernteam einen Abend unter dem Titel «Hänsel und Gretel. Ein Märchen von Hoffnung und Not, erzählt von Kirill Serebrennikow» kreieren.

Wieler versprach ein «Fest der Freiheit», das dem festgehaltenen Künstler gewidmet werde. Auch eine Retrospektive der bisherigen Arbeiten des Theater-, Film-, Opern- und Ballettregisseurs sei geplant. Ebenso wie Vorträge und Diskussionen über die Schwierigkeiten von Kulturschaffenden in Russland.

Im Mittelpunkt der Premiere stehen große Teile eines von Serebrennikow vergangenes Jahr für die Stuttgarter Märchenoper in Ruanda gedrehten Spielfilms, ergänzt durch eine Dokumentation dieser Dreharbeiten. «Wir wollen an diesem Abend nicht nur das Märchen erzählen, sondern auch über unseren Erzähler, der bei seiner Erzählung unterbrochen wurde», erklärte Dramaturgin Ann-Christine Mecke. Engelbert Humperdincks Musik werde wie geplant komplett aufgeführt.

Kirill Serebrennikow, Leiter des Moskauer Avantgarde-Theaters «Gogol», steht seit 23. August - und zunächst bis 19. Oktober - wegen Betrugsverdachts unter Hausarrest. Demnach könne er bei der Premiere am 22. Oktober sogar in Stuttgart dabei sein. «Diese Hoffnung haben wir noch», sagte Wieler.

Die Ermittlungsbehörde wirft Serebrennikow vor, 68 Millionen Rubel (etwa eine Million Euro) staatlicher Förderungen unterschlagen zu haben. Dem Künstler sei ein Kommunikationsverbot auferlegt worden, berichtete Wieler. Kontakt sei ihm nur zu seinem Anwalt und seinen engsten Familienangehörigen gestattet.

 

Inzwischen bittet Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Kanzlerin Angela Merkel (CDU) um Unterstützung im Fall Serebrennikow. Er ersuche die Kanzlerin, in Russland «für ein faires, transparentes und rechtsstaatliches Verfahren (...) zu werben, dass die Freiheit der Kunst unangetastet lässt», schrieb Kretschmann in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an Merkel. Kretschmann lud Merkel auch zur Premiere am 22. Oktober in die Staatsoper ein.

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