Die Kultur müsse unabhängig von der Regierung sein, fordern Tausende Demonstranten in Bratislava. Sie verlangen die Ablösung von Kulturministerin Simkovicova.
Bratislava - Mehrere Tausend Menschen haben im Stadtzentrum von Bratislava gegen die Kulturpolitik der aus zwei linken und einer rechtspopulistischen Partei gebildeten Regierung der Slowakei demonstriert. Unter dem Kundgebungsmotto «Für die Verteidigung der Kultur» protestierten prominente Künstler und ihre Unterstützer gegen die Absetzung der Direktoren der beiden größten Kultureinrichtungen des Landes. In Transparenten und Ansprachen forderten die Teilnehmer den Rücktritt von Kulturministerin Martina Simkovicova.
Die von der Slowakischen Nationalpartei SNS als kleinste der drei Regierungsparteien für das Ministeramt vorgeschlagene Simkovicova hatte seit ihrem Amtsantritt im Oktober für Unmut in der Kunstszene gesorgt. Sie machte von Anfang an deutlich, dass sie eine «nationale slowakische Kultur» durchsetzen wolle. Für «Gender-Wahn» und die «LGBT-Agenda» hingegen werde es keine staatlichen Förderungen mehr geben, hatte sie angekündigt.
Entlassung von Kunstdirektoren
An diesem Ziel hatte sie auch ihre Personalpolitik orientiert und der Reihe nach die Führung staatlicher Kultureinrichtungen ausgewechselt. Davon betroffen waren unter anderem das international bekannte Kinderkulturzentrum Bibiana und verschiedene Galerien. Dass Simkovicova im Frühling auch die Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens RTVS durchsetzte, trieb schon im März Zehntausende Protestierende auf die Straße.
Den nunmehrigen Künstlerprotest löste Simkovicova damit aus, dass sie vergangene Woche innerhalb von zwei Tagen auch den Generaldirektor des Slowakischen Nationaltheaters, Matej Drlicka, und die Direktorin der Slowakischen Nationalgalerie, Alexandra Kusa, ihrer Ämter enthob. Das Nationaltheater vereint das größte Schauspielhaus, die größte Oper und die größte Ballettszene der Slowakei unter einem Dach, die Nationalgalerie ist die größte Galerie des Landes.
Als Protest gegen diese jüngsten Personalentscheidungen haben bis Montag bereits rund 180.000 Menschen eine Online-Petition für die Absetzung Simkovicovas unterschrieben. Zwei liberale Oppositionsparteien haben für Dienstagabend zu einem Massenprotest aufgerufen. Dieser soll sich nicht nur gegen die nationalistische Kulturministerin, sondern gegen die gesamte vom linkspopulistischen Ministerpräsidenten Robert Fico geführte Regierung richten.