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Söhne Mannheims und ein Kriminologe

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Zündstoff, Gesprächsstoff und viel Unterrichtsstoff: Der 19. Musikschulkongress in Mannheim
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Der 19. Musikschulkongress des VdM stand unter dem Motto „Musik zeigt Wirkung! Musikschule für Morgen“ Vom 11. bis 13. Mai fanden über 1.500 Teilnehmer den Weg ins Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten und zur Popakademie am Neckarhafen.

Anlässlich des Kongresses kooperierte der VdM mit der in Mannheim ansässigen Popakademie – und es hatte Folgen. So ermöglichte Xavier Naidoo als Gesellschafter der Popakademie ein gemeinsames Konzert der Söhne Mannheims mit dem Landesjugendorchester Baden-Württemberg. Ein Medien-Coup, auf den der VdM mit Recht stolz sein kann. Das ästhetische Ergebnis der Mannheimer Melange spaltete das Publikum, zumindest den Teil, der aus Kongressbesuchern bestand, in zwei Lager. Letztlich scheiterte der gut gemeinte Crossover-Versuch an einer schlechten PA-Anlage und an fehlenden Proben. Einzig Naidoos balladeskes Solo-Stück mit dem Landesjugendorchester als Begleitband konnte eine Ahnung davon vermitteln, was Klassiker und Rockmusiker gemeinsam auf die Beine stellen könnten.

Die unterrichtspraktischen Veranstaltungen waren – und das ist als Lob gemeint – immer übervoll. Die Nachfrage nach Handreichungen zur Verbesserungen der eigenen Unterrichts-praxis ist da, hier hat sich der Musikschulkongress neben der Arbeit der Musikakademien als wichtiger Anbieter beruflicher Weiterbildung etabliert. Rhythmusgefühl war gefragt, egal ob in Form von afro-kubanischen Claves, die José J. Cortijo, Inhaber des einzigen deutschen Lehrstuhls für Latin Percussion (Musikhochschule Mannheim), den Teilnehmern näher brachte oder in Form von Hip-Hop-Grooves, die die Schlagzeugerin und Rhythmikerin Marianne Steffen-Wittek, Professorin an der Musikhochschule Köln, für die Musiklehrer-Klientel aufbereitet hatte.

Am anspruchsvollsten unter diesen Pop-orientierten Seminaren und für jeden, der Musikunterricht nicht nur als Einzelstunden erteilt, war die Arbeitsgruppe „Live-Arrangement in Schule und Musikschule“ von Jürgen Terhag, ebenfalls Musikhochschule Köln. Spielerisches vokales Musizieren führte weit über übliche Warming-up-Übungen hinaus – ein Pop-Pflicht-Curriculum auch für den klassischen Instrumentalisten.

Ebenfalls gut nachgefragt waren die Veranstaltungen zur beruflichen Situation und zu rechtlichen Problemen. Hier stand insbesondere der neue TVöD in der Diskussion, aber auch die Probleme, die sich – im Rahmen der Ganztagsschule – aus den Kooperationen von allgemeinbildender Schule mit Musikschulen und anderen Anbietern wie Vereinen ergeben.

Berufsständische und tarifliche Fragen überlagerten etwa in der Diskussion nach einer Veranstaltung von Hans Bäßler (ehemaliger Vorsitzender des VDS und Präsidiumsmitglied des Musikrates) zum Thema Ganztagsschule das Nachdenken über gemeinsame Konzepte und Curricula. Ein Thema, das alle Anwesenden, vom Lehrer, über Politiker und Verbandsfunktionär bis hin zu den Verlegern und Instrumentenbauern bewegte, war „Musikalische Bildung von Anfang an“ – bemerkenswert in diesem Zusammenhang die Vorträge von Michael Dartsch, Bonn, und Gerd E. Schäfer, Köln. Während Dartsch das Thema aus der Sicht des Faches Musikalische Früherziehung anging, und in seinem Vortrag Theorie und Praxis als unlösbare Einheit präsentierte, ging Schäfer von einer anthropologischen Betrachtungsweise aus. Musikunterricht im frühen Kindesalter, oder etwa pränatal sei ein sinnloses Unterfangen, führte er aus, wenn die Musik nicht als Teil des kulturellen und sozialen Umfelds des Kleinkindes verstanden werde.

Eine „Schutzimpfung durch Musik“ wollte der Kriminologe Christian Pfeiffer den Kongressteilnehmern verpassen. Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und früherer Justizminister Niedersachsens (2000 bis 2003) warnte vor extensivem Medienkonsum bei Schülern, den er aufgrund zahlreicher empirischer Untersuchungen als Ursache für Schulversagen und auffälligem Verhalten ansah.

Der umjubelte – aber auch umstrittene Eröffnungsvortrag – steht in beinahe voller Länge (die Beispiele brutaler Computerspiele durften wir aus rechtlichen Gründen nicht abbilden) als Video im Netz: www.nmzmedia.de

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