Berlin (dpa/bb) - Abgerechnet wird am Ende: Die Kosten für die Sanierung und den Umbau der Staatsoper Unter den Linden bewegen sich jetzt bei knapp 440 Millionen Euro - fast 40 Millionen mehr als bisher vorausgesagt. Vier Monate nach der Wiedereröffnung des historischen Hauses legte die Berliner Senatsbauverwaltung am Mittwoch eine neue Gesamtsumme für das Projekt vor.
Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) informierte dazu den Ausschuss für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus. Als Grund für die Verteuerung nannte die Bauverwaltung unter anderem beschleunigte Bauarbeiten. Nur so habe die Staatsoper rechtzeitig am 3. Oktober wieder eröffnen und der Regelbetrieb am 7. Dezember beginnen können. Andernfalls hätte das Ensemble von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim erst zur Saison 2018/2019 wieder in ihrem historischen Haus spielen können.
Zu Buche geschlagen habe auch die Insolvenz des Generalplaners für die technische Anlage im Jahr 2014. Die dadurch entstandenen Planungslücken hätten sich in der Ausführungsphase des komplexen technischen Innenausbaus 2016 und 2017 bemerkbar gemacht.
Ob es bei dem jetzt genannten Betrag bleibt, ist offen. Bei großen Bauten sei etwa durch Gewährleistungen mit zusätzlichen Kosten zu rechnen. Der Endbetrag werde sich aber im Großen und Ganzen in diesem Rahmen bewegen, sagte eine Sprecherin der Bauverwaltung.
Immer wieder waren Stimmen laut geworden, die an den Schätzungen zweifelten und vor einem Desaster warnten. «Wir müssen in Zukunft die Bausummen realistisch einschätzen», sagte die Kulturpolitikerin Sabine Bangert (Grüne) am Mittwoch. Vor allem beim Bau einer neuen Zentral- und Landesbibliothek sollten die Lehren aus dem Staatsopern-Debakel berücksichtigt werden. Bei ausufernden Kosten müsse man auch mal den Mut haben, «Nein» zu einem Projekt zu sagen, erklärte Bangert, die dem Untersuchungsausschuss zur Staatsoper angehört hatte.
Der CDU-Generalsekretär Stefan Evers erklärte, die Kostenexplosion belege die Überforderung des Senats bei Großprojekten. Es falle schwer zu glauben, dass die Entwicklung erst jetzt der Senatorin aufgefallen sei, erklärte der CDU-Abgeordnete und sprach von «Wurstigkeit», unter der das Ansehen Berlins leide.
Ursprünglich lag die veranschlagte Bausumme sogar bei 260 Millionen Euro. Die Renovierung, bei der unter anderem die Decke um fünf Meter gehoben und die Bühnentechnik erneuert wurde, hatte sich sieben Jahre hingezogen - unter anderem wegen Firmenpleiten, Überraschungen in der maroden Substanz und wegen massiver Probleme beim Bau einer unterirdischen Verbindung zwischen dem Opernhaus und der benachbarten Probebühne. Die Staatsoper spielte sieben Jahre im Provisorium im Schiller Theater.