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Streit um Insolvenz des Berliner Aufbau-Verlags

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München/Berlin (ddp-bln). Nach dem Insolvenzantrag des traditionsreichen Berliner Aufbau-Verlages hat Geschäftsführer René Strien schwere Vorwürfe gegen Verleger Bernd F. Lunkewitz erhoben. In einem am Montag in der «Süddeutschen Zeitung» veröffentlichten offenen Brief warf Strien Lunkewitz vor, sich «bei Nacht und Nebel aus dem Verlag» geschlichen zu haben.

Lunkewitz führe einen «furchtbar entgleisten» Kampf gegen die Institutionen und habe den Verlag «verraten», kritisierte Strien.

Aufbau sei jedoch kein «privates Spekulationsobjekt» und «nicht einfach eine Ansammlung von Rechten, mit denen man dealen und zocken kann», schrieb der Geschäftsführer. Strien forderte Lunkewitz auf, zu ermöglichen, dass «jener großartige Verlag, der einmal auch Ihr Kind war», von der bisherigen Geschäftsführung weitergeführt werden könne.

Die beiden Verlagsgeschäftsführer Tom Erben und René Strien hatten am Freitag einen Insolvenzantrag gestellt und waren damit offenbar Lunkewitz zuvorgekommen, der nach Darstellung der Geschäftsführung finanzielle Garantien für das Haus überraschend zurückgezogen hatte.
Laut Geschäftsführung ist der Aufbau-Verlag jedoch «operativ erfolgreich». Geschäftsführung und Insolvenzverwalter wollen sich am Montagmittag (13.30 Uhr) in Berlin zur Zukunft des Hauses äußern.
Lunkewitz steht seit Jahren in juristischen Auseinandersetzungen um die Besitzverhältnisse an dem Verlag. Die Treuhandanstalt hatte das Haus 1991 an eine Investorengruppe um Lunkewitz veräußert, obwohl sie offenbar nicht im Besitz der Eigentumsrechte war, wie zuletzt ein Beschluss des Bundesgerichtshofes (BGH) Anfang März bestätigte.

Der Aufbau-Verlag wurde 1945 in Berlin gegründet und galt als einer der bedeutendsten Verlage der DDR. In seiner über 60-jährigen Geschichte wurden unter anderem Werke von Bertolt Brecht, Thomas Mann, Anna Seghers, Christa Wolf und Christoph Hein herausgebracht.
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