Hauptbild
Streit um Kurorchester in Bad Kissingen: Solidarität aus Coburg
Streit um Kurorchester in Bad Kissingen: Solidarität aus Coburg
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Streit um Kurorchester in Bad Kissingen: Solidarität aus Coburg

Autor
Publikationsdatum
Body

Bad Kissingen/Coburg - Im Streit zwischen dem Kurorchester und der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH haben die Musiker Rückendeckung aus Coburg bekommen. In einem offenen Brief solidarisieren sich die Künstler des Philharmonischen Orchesters am Landestheater Coburg mit ihren Kollegen in Bad Kissingen.

«Die fatale öffentliche Wahrnehmung und die unwürdige Behandlung» der Musikerinnen und Musiker seien «für die gesamte bayerische Kultur- und Orchesterlandschaft beschämend», heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Brief.

Die Auseinandersetzung zwischen Orchester und der Staatsbad-GmbH, deren Gesellschafter der Freistaat Bayern und der Kurort sind, schwelt schon länger. Die Musiker klagen über schwierige Arbeitsbedingungen und fordern einen kollektiven Tarifvertrag mit fairen Gehältern.

Nach einem Gespräch Ende September habe die Staatsbad-GmbH dem Orchester eine signifikant verbesserte Gehaltsstruktur und eine deutliche Reduzierung der Arbeitsstunden angeboten, hatte das Rathaus mitgeteilt. Einen Tarifvertrag lehnt die Stadt weiter ab. Aufgrund unterschiedlicher Arbeitgeber könne man keine Tarifverhandlungen für das gesamte Orchester führen.

Die Gewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung (DOV) übte Kritik an diesem Vorgehen. Nach Monaten des Arbeitskampfes sei man immer noch nicht bereit, mit der DOV zu sprechen, hieß es. Stattdessen spreche man mit einzelnen Orchestermitgliedern.

 

ergänzend dazu die Pressemeldung der Deutschen Orchestervereinigung:

Bad Kissingen: DOV fordert maßgeschneiderten Tarifvertrag für Staatsbad Philharmonie

Berlin – Die Deutsche Orchestervereinigung lehnt das individuelle Angebot der Stadt an die Musiker*innen der Staatsbad Philharmonie ab. „Die Musiker*innen haben die DOV mit der weiteren Verhandlung beauftragt, von nun an liegt der Ball ausschließlich bei uns“, sagt Jan-Christian Hübsch, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Nach Prüfung des vorliegenden Angebots lehnen wir es ab.“ Es beinhaltet keinen Ansatz, der den etablierten Maßstäben von tarifgerechten Arbeitsverhältnissen entspricht. Jährliche Gehaltssteigerungen sind nicht vorgesehen und damit noch nicht einmal ein Inflationsausgleich. Zudem sieht die Stadt bislang keine höhere Vergütung vor. Enttäuschend ist ebenfalls, dass sich an den unfairen Arbeitsbedingungen kaum etwas ändern würde. Bislang gibt es zum Beispiel keine Aushilfskräfte während Krankheit oder Urlaubsabwesenheit. Auch Bühnenarbeiten gehören nicht zum Tätigkeitsspektrum von Orchestermusiker*innen.

Jetzt müssen Tarifverhandlungen aufgenommen und die beiden Musiker*innen wieder eingestellt werden, die während der Probezeit ohne Angabe von Gründen trotz musikalischer Bestnoten entlassen wurden. „Der Staatsbad Philharmonie steht ein Tarifvertrag der Stufe D gemäß dem Flächenvertrag für Konzert- und Theaterorchester (TVK) zu, der seit Jahrzehnten die Rechte und Pflichten der rund 130 Berufsorchester in Deutschland ausgewogen regelt. Die Staatsbad Philharmonie ist das letzte Festangestellten-Orchester in Bayern ohne Tarifvertrag“, sagt Hübsch.

In jüngster Zeit gelang es der DOV, die Hofer Symphoniker, die Bad Reichenhaller Philharmoniker und das GKO Ingolstadt in den Flächentarifvertrag zu bringen. Wir setzen faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Vergütung durch und sichern beides nachhaltig. „Der Flächentarifvertrag bietet die nötige Flexibilität, maßgeschneiderte Tarifverträge für die jeweiligen Orchester mit ihren typischen Aufgabengebieten zu entwerfen“, sagt Hübsch. Insofern ist das Argument der Stadt obsolet, ein Tarifvertrag wäre nicht möglich aufgrund vorliegender unterschiedlicher Vertragstypen.

Berufsorchester in Bayern und deutschlandweit unterstützen die Forderungen der Staatsbad Philharmonie. Sie stehen geschlossen an der Seite ihrer Kolleg*innen, wie zuletzt die offenen Briefe der Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg und des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg gezeigt haben. Diese Solidarität wird so lange tragen, bis auch die Musiker*innen in Bad Kissingen zu ihrem Recht kommen.

 

Autor