Düsseldorf - Der Stargeiger Frank Peter Zimmermann hat seine geliehene Stradivari «Lady Inchiquin» nach mehr als zehn Jahren nun im Streit mit der WestLB-Nachfolgerin Portigon zurückgegeben. Zimmermann habe die millionenteure Violine einem Geigenbauer ausgehändigt, sagte sein Berater Karl-Joachim Hytrek der Deutschen Presse-Agentur. Der 49-Jährige reiste demnach mit einem anderen Instrument zu Konzerten nach New York. Die Geige soll laut Hytrek am kommenden Dienstag bei dem Geigenbauer an Portigon übergeben werden.
Die Hängepartie um die von Zimmermann geliebte Stradivari ist damit aber nicht vorbei. Zwar ist der seit 2002 bestehende Leihvertrag zwischen der NRW-eigenen Portigon AG und dem Duisburger Virtuosen am Sonntag ausgelaufen. Zimmermann halte sein Angebot, die Stradivari zu erwerben, aber noch bis Ende der nächsten Woche aufrecht, sagte Hytrek. Über den Kaufpreis gibt es noch Streit mit Portigon. Nach dpa-Informationen geht es dabei um Summen zwischen rund fünf bis fast sieben Millionen Euro.
Die einst mächtige und von vielen Skandalen erschütterte nordrhein-westfälische Landesbank WestLB war 2012 auf Druck der EU zerschlagen worden. Teile wurden von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) übernommen, andere Vermögenswerte wurden auf eine «Bad Bank» übertragen. Was übrig blieb, vor allem die Düsseldorfer Zentrale, wurde in die Servicegesellschaft Portigon umgewandelt. Diese muss im Zuge der Abwicklung auch die millionenschwere Kunst- und Instrumentensammlung der WestLB veräußern. Zimmermann hat eine im Leihvertrag festgeschriebene Kaufoption auf die Stradivari. Die rot-grüne NRW-Regierung sucht derzeit Möglichkeiten, die Sammlung für das Land zu sichern.
Der weltweit erfolgreiche Zimmermann, der am 27. Februar 50 Jahre alt wird, spielt eine Stradivari aus dem Jahr 1711, die einst dem Geiger Fritz Kreisler gehörte. Diese Geige sei ein Teil seiner selbst, hatte der Mozart-Virtuose Zimmermann einmal gesagt. Eine Trennung von ihr wäre für ihn «eine ganz große Tragödie».
Zimmermann hat nach Angaben Hytreks Anfang Februar ein Kaufangebot für die Stradivari auf Grundlage von zwei unabhängig voneinander eingeholten Gutachten abgegeben. Dies soll bei rund 5 Millionen Euro liegen. Portigon soll 5,8 Millionen Euro oder sogar noch eine Million Euro mehr verlangen.
Zur Portigon-Sammlung gehören neben rund 400 Kunstwerken, unter anderem von Paul Signac, August Macke, Eduardo Chillida, Henry Moore und Picasso insgesamt drei wertvolle Streichinstrumente. Dazu gehören neben der «Lady Inchiquin» auch die Stradivari «ExCroall» (1684) und ein Violoncello von Joseph Rocca von 1860. Diese beiden Instrumente sollen sich bereits wieder im Besitz von Portigon befinden.
[update]:
Portigon bedauert Stradivari-Rückgabe
Im Streit um die Stradivari «Lady Inchiquin» ist die WestLB-Nachfolgegesellschaft Portigon AG zu Gesprächen mit dem Stargeiger Frank Zimmermann bereit. Allerdings seien die Fronten bei den Verkaufsverhandlungen verhärtet, hieß es am Montag in Unternehmenskreisen. Portigon bedauerte, dass Zimmermann (49) die seit über zehn Jahren verliehene Geige mit Ablauf des Leihvertrages zurückgegeben hatte. Auf Vorschläge zur vorübergehenden weiteren Nutzung des Instruments sei der Virtuose nicht eingegangen.
Der Leihvertrag mit Zimmermann war am Sonntag abgelaufen. «Weil es der Portigon AG als Abwicklungsbank nicht erlaubt ist, neue Sponsoringverträge abzuschließen, mussten jedoch andere Wege für die zukünftige Nutzung der Violine gefunden werden», teilte das Unternehmen mit. Die Angebote, die Stradivari aus dem Jahr 1711 längerfristig vertraglich zu mieten und sie auch diese Woche in New York zu spielen, hätten «leider nicht die Zustimmung von Herrn Zimmermann gefunden», teilte Portigon mit.
Mit dem bisherigen Vertrag endete auch die darin vereinbarte exklusive Kaufoption für Zimmermann. Seit August vergangenen Jahres habe man intensiv mit dem Musiker verhandelt, hieß es. Trotz der festgefahrenen Gespräche sei es nach wie vor oberstes Ziel, mit Zimmermann weiter zu verhandeln.
Nach der im alten Sponsorenvertrag mit Portigon vereinbarten Regelung soll Zimmermann rund 5,8 Millionen Euro für die Geige bezahlen. Er hatte diesen Preis nach dpa-Informationen zunächst «für möglich» gehalten. Kurz darauf habe sein Berater das Angebot aber als «vorläufig» bezeichnet. Zwei von dem Berater vorgelegte Gutachten kamen auf einen Schätzwert von 4,9 Millionen Euro.
Ein Streit ist nun über die Mehrwertsteuer entbrannt. Zimmermanns Berater verstehe den Gutachtenwert bereits inklusive Mehrwertsteuer, hieß es. Portigon sei aber als Aktiengesellschaft verpflichtet, 5,8 Millionen als Kaufpreis anzusetzen. Auch darauf müsste sogar noch Mehrwertsteuer berechnet werden.
NRW-Kulturministerin Ute Schäfer lässt derzeit prüfen, ob die Instrumente sowie die wertvollsten Kunstobjekte auf die nationale Kulturgutliste gesetzt werden. Damit dürften sie nicht mehr ausgeführt werden und ihre Verkäuflichkeit würde eingeschränkt.