Den privaten Radiosendern in Bayern droht nach einer neuen Studie ein drastischer Hörerverlust um etwa die Hälfte. „Marktanteile und Reichweiten verschieben sich deutlich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, heißt es in der Prognose, die die Unternehmensberatung Schickler am Donnerstag bei den Medientagen München vorstellte. Hauptgrund dafür sei, dass der BR seine bisher digital verbreitete Jugendwelle Puls ab 2018 auf der bisherigen UKW-Frequenz von BR-Klassik ausstrahlen will. Die Reichweite des privaten Hörfunks werde dadurch bis 2022 etwa halbiert. Für kleine Lokalsender könne dies das Aus bedeuten.
„Ich glaube nicht, dass der Bayerische Rundfunk die Bedrohung der Lokalradios ist“, entgegnete der BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner. „Im Lokalen sind wir nicht tätig.“ Die eigentliche Bedrohung für öffentlich-rechtliche wie für private Radios bestehe darin, dass sich die Hörer ihre Informationen auch von Google, Facebook & Co. holen können. Die Sender sollten sich gemeinsam dagegen wappnen.
Auch der Geschäftsführer von Antenne Bayern, Karlheinz Hörhammer, kritisierte, dass die amerikanischen Onlineriesen weitgehend unreguliert auf dem Markt seien. Er kündigte aber auch an, weiter rechtlich gegen den BR-Frequenztausch zu kämpfen, und griff einen Schickler-Vorschlag auf: Der BR sollte sich nach dem Vorbild des NDR auf eine Stunde Werbung am Tag mit einer werbeführenden Welle beschränken. Dies wäre „eine optimale Lösung“, sagte Hörhammer.
Der stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume gab allerdings zu bedenken, welche Folgen eine solche Werbezeitbeschränkung hätte: Der Rundfunkbeitrag würde voraussichtlich weiter steigen.