Stuttgart - Nach den Querelen um den Generalintendanten am Badischen Staatstheater in Karlsruhe wirbt der Stuttgarter Theaterleiter Burkhard C. Kosminski für eine Aufgabenteilung an der Spitze von Mehrspartenhäusern.
Der Intendant des Schauspiels Stuttgart plädierte dafür, über eine neue Leitungsstruktur nachzudenken: «Ich fand es schon immer fraglich, ob ein Mensch in den Sparten Oper, Schauspiel und Ballett gleichzeitig ausreichend kompetent sein kann», sagte Kosminski der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Mittwoch). «Da ist unser Stuttgarter Modell mit drei künstlerischen und einer geschäftsführenden Intendanz zukunftsfähiger.»
Kosminski (59) zeigte sich angesichts der jüngsten Vorwürfe um Machtmissbrauch und Rassismus in seiner Branche schockiert. «Fehlverhalten und Missstände dieser Art sind nicht tolerierbar», sagte er. In Stuttgart liege ab sofort der Verhaltenskodex des Bühnenvereins allen Verträgen bei. «So schaffen wir bei Gastkünstler und -künstlerinnen sowie unseren festen Kollegen und Kolleginnen ein Bewusstsein dafür, wie wir hier miteinander umgehen wollen», sagte der Theaterchef.
In der Theaterszene war zuletzt viel über Diskriminierung und Machtmissbrauch diskutiert worden. In Karlsruhe hatte Generalintendant Peter Spuhler sein Amt wegen Regelüberschreitungen und Kritik am Führungsstil vorzeitig aufgeben müssen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus sollen Rassismusvorwürfe mit externer Hilfe aufgearbeitet werden. Auch am Berliner Staatsballett hatte eine Tänzerin Rassismus beklagt. An der Berliner Volksbühne trat der Intendant nach Vorwürfen mehrerer Frauen zurück. Auch über das Arbeitsklima am Maxim Gorki Theater wurde diskutiert.