Dresden - Der Konflikt um einen Haustarifvertrag für die Neue Elbland Philharmonie ist beigelegt. Der Deutsche Bühnenverein und die Musikergewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung (DOV) einigten sich nun doch noch auf einen Haustarifvertrag, wie beide Seiten am Freitag mitteilten. Damit sei die Fusion des in Riesa ansässigen Orchesters mit dem Orchester der Landesbühnen Sachsen in Radebeul Anfang August gesichert.
Durch den Haustarifvertrag leisteten die Musiker einen bisher in der Höhe einzigartigen Verzicht auf Vergütungsbestandteile zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze, betonte der Bühnenverein. Dies werde nur teilweise durch Arbeitszeitverkürzungen kompensiert. Vorgesehen ist auch der schrittweise Abbau von 30 Stellen im fusionierten Orchester. Dies soll aber sozialverträglich geschehen.
Der DOV erklärte, angesichts der vom Land Sachsen angekündigten Komplettabwicklung des Landesbühnenorchesters habe es keine Alternative zum Haustarifvertrag gegeben. Der Abschluss für die unter den Tarifvertrag fallenden Musiker bedeute einen Verzicht auf knapp ein Drittel des auf acht Jahre eingefrorenen Gehaltes. "Auch wenn die Tarifvertragsparteien durch den Vertragsschluss die Arbeitsplätze der Radebeuler Musiker gesichert haben, bleibt die Fusion eine Niederlage für die Kultur in Sachsen", sagte Andreas Masopust, stellvertretender Geschäftsführer der Orchestervereinigung.
Das Kunstministerium hatte vor Kurzem die Verhandlungen für gescheitert erklärt und mit Hinweis auf Fristen mit Kündigungen gedroht. Das Ministerium sprach von einem Warnschuss, die Opposition von Erpressung.
Seit 1990 ein Drittel der Orchesterstellen gestrichen
Die aktuellen Querelen haben mit einem umstrittenen Landtagsbeschluss von 2010 zu tun, wonach die Landesbühnen aus der Trägerschaft des Freistaates entlassen werden sollen. Zum 1. August dieses Jahres wird eine Theater-GmbH gegründet, während das Orchester mit der kommunal getragenen Neuen Elbland Philharmonie in Riesa fusionieren soll. Entstehen soll zunächst ein "Teilzeitorchester" für alle 102 Musiker beider Orchester, das im Verlauf der nächsten sechs Jahre auf 72 Vollzeitstellen schrumpfen soll.
Masopust verwies darauf, dass mit dem renommierten und traditionsreichen Orchester der Landesbühnen ein weiterer Klangkörper wohl unwiderruflich von der musikalischen Bühne verschwinde. "Damit sind nach der Wiedervereinigung allein im Freistaat Sachsen durch Auflösung und Fusionen insgesamt 13 Kulturorchester und fast ein Drittel aller Orchesterarbeitsplätze verloren gegangen", sagte er.