Bremen - Das Theater Bremen hat mit dem Musical «Marie Antoinette» einen finanziellen Verlust eingefahren. Trotz guter Kritiken zog das Stück laut einer ersten Abschlussbilanz in vier Monaten weitaus weniger Zuschauer an als erhofft. Wie der Theater-Intendant Hans-Joachim Frey am Dienstag sagte, kamen insgesamt rund 90 000 Besucher zu den Vorstellungen. Ursprünglich sei mit 120 000 Zuschauern gerechnet worden.
Die Finanzierungslücke liege bei rund 1,5 Millionen Euro, sagte Frey. Insgesamt habe das Musical 5,8 Millionen Euro gekostet. Schon lange war über einen Verlust durch das Musical in Bremen spekuliert und das Theater deswegen stark kritisiert worden. Frey machte klar, dass bei der Betrachtung des Erfolgs auch der künstlerische Aspekt nicht vernachlässigt werden dürfe. «Natürlich bin ich persönlich enttäuscht. Wir sollten aber nicht nur eine Debatte über Zahlen, sondern auch über die Qualität führen», sagte der Intendant. Künstlerisch gesehen ziehe er eine durchaus positive Bilanz, was auch das begeisterte Publikum bei jeder Vorstellung gezeigt habe. Frey machte klar. «Es war auf jeden Fall richtig, es versucht zu haben.»
Als Grund für den Verlust nannte Frey die Wirtschaftskrise. Die Rezession habe viele von dem Kauf einer «im Hochpreissegment» liegenden Karte für das Musical abgehalten. Insgesamt sei in Deutschland derzeit bei allen Theatern zu beobachten, dass vor allem Besucher von außerhalb, die einen Musicalbesuch mit einem Urlaub verbinden, ausblieben. Zudem sei es bei «Marie Antoinette» zu höheren Produktionskosten durch Änderungen des Bühnenbildes gekommen, sagte Frey.
Auch Peter Siemering von der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) erklärte, dass der Verlust bei «Marie Antoinette» «kein typisches Bremer Problem» sei. «Wir haben kein Standortproblem, sondern wir sind in eine Phase gekommen, wo einfach jeder überlegt, ob er Geld für einen Theaterbesuch ausgibt.»
Der Intendant sicherte zu, sich mit seiner ganzen «persönlichen Energie» für eine Zweitverwertung von «Marie Antoinette» einzusetzen und damit Kosten auffangen zu können. Derzeit gebe es Verhandlungen mit Korea. Dort solle das Stück als erste deutschsprachige Gesamtaufführung im Januar und Februar in insgesamt 30 Aufführungen gezeigt werden. «Wir hoffen, dass es bis Ende Juni einen Vertragsabschluss gibt», sagte Frey.